In vielen Bereichen unseres Lebens werden bereits Recylingprodukte verwendet, siehe dazu die Grafik Einsatz von Kunststoffrezyklaten in Deutschland 2017.
Dass ‘Textilien’ in dieser Grafik nicht separat aufgeführt werden, zeigt wie hoch das Potential in diesem Bereich noch ist. Weniger als 1 Prozent der jährlich hergestellten Textilien werden recycelt! Bisher ist es schlichtweg einfacher und billiger, neue Materialien zur Herstellung von Textilien oder solche aus anderen Recyclingmaterialien wie PET-Flaschen zu verwenden, als Textilien wieder zu Textilien zu recyceln. Dieses lineare System führt zu einem hohen Ressourcenverbrauch, bei Kunstfaser-Textilien von fossilen Rohstoffen.
Hier liegt eine der größten Herausforderungen der gesamten Textilindustrie: Das Ziel ist, Textilien zu Textilien zu recyceln! Derzeit fehlt es dafür noch an allen Enden, obwohl schon seit Jahren intensiv daran gearbeitet wird – von den Technologien, die erforderlich sind, um Textilien aus den verschiedensten Materialien und Mischgeweben aus unterschiedlichen Fasern zu recyceln über eine effektive Rücknahme- und Sortier-Infrastruktur, um gebrauchte Textilien von uns allen in die industriellen Kreisläufe zurückzubringen, bis zu wirtschaftlichen Anreizen für die Verwendung von Recyclingmaterialien in neuen Produkten.
VAUDE arbeitet schon seit vielen Jahren an diesem Thema. Mehr zum bereits 1994 gegründeten VAUDE Ecolog Recycling Network kannst du hier lesen. Das aus unserer Sicht vielversprechendste Projekt ist Accelerating Circularity. Mehr dazu hier
In der Zwischenzeit setzen wir auf Materialien aus verschiedenen Recycling-Verfahren und auf erneuerbare Materialen, da es unser übergeordnetes Ziel ist, auf den Einsatz fossiler Ressourcen zu verzichten.
Welche Recycling Materialien wir bereits einsetzen, wird im Folgenden aufgeführt.
Unser konkretes Ziel lautet:
Bis 2024 sollen 90% aller VAUDE Produkte einen recycelten oder erneuerbaren Materialanteil von mehr als 50% haben.
Verpackungen aus Kunststoff wie beispielsweise Folien von Nudelverpackungen, Flaschen oder leere Joghurtbecher werden bei uns in Deutschland über den Gelben Sack entsorgt. Diese Abfälle gelangen in große Sortieranlagen und werden dort nach Kunststoffart sortiert.
Joghurtbecher, Reinigungsmittelbehälter, Einwegblumentöpfe und Kosmetikverpackungen bestehen aus Polypropylen (PP), einem Material, das wir für die Rückenplatten unserer Radtaschen verwenden können.
Nach der Grobsortierung werden die Altkunststoffe mechanisch zerkleinert, gewaschen und nach Materialdichte sortenrein getrennt. Die Kunststoffflakes werden dann getrocknet, geschmolzen und zu einem neuen Granulat verarbeitet, welches zur Herstellung von neuen Produkten geeignet ist, wie beispielsweise unsere Rückenplatte.
So wird aus den gesammelten, sortenrein getrennten Kunststoffverpackungen deutscher Haushalte in einem innovativen Recyclingverfahren neuer, sogenannter sekundärer Rohstoff erzeugt.
Für eine Rückenplatte zum Beispiel werden etwa 3kg Verpackungsmüll verarbeitet – das spart 54 % CO2-Emissionen in der Materialherstellung*. Das aus diesen Verpackungsabfällen gewonnene Ausgangsmaterial nennt sich 'Procylen®3' und wurde eigens für VAUDE mit Komponenten versehen, um damit einen äußerst stabilen Kunststoff für die neuen VAUDE Rückenplatten zu erhalten.
Diese Recyclingmethode schützt das Klima und hilft, Abfallberge sinnvoll zu verwerten und fossile Ressourcen zu schonen.
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Quellenangabe
“LCA Recycled-Ressource, Fraunhofer-Instituts UMSICHT im Auftrag der INTERSEROH Dienstleistungs GmbH, 2018.”
ECONYL® Garn ist ein 100% regeneriertes Polyamid aus Fischernetzen und anderem Abfall wie z.B. Teppichen und industriellem Kunststoff. Polyamidabfälle werden zu ECONYL® Fasern, statt die Umwelt zu verschmutzen. Es entsteht hochwertige Bekleidung.
Da freut sich die Natur!
Aquafil, Hersteller der ECONYL® Polyamid-Garne stammt aus Italien. Er sammelt die Fischernetze und anderen Nylon Abfall und recycelt diese zu neuen, hochwertigen Materialien.
Die Vorbereitung des Abfalls und der chemische De- und Repolymerisierungs-Prozess finden in Europa statt. Durch das ECONYL® Regenerationssystem wird aus umweltbelastenden Abfall neues Polyamid-Garn -- mit den gleichen chemischen Eigenschaften und den gleichen Funktionalitäten wie aus Erdöl neu hergestelltes Polyamid.
Das Besondere an dem Produkt ist, dass es sich um Pre- und Post Consumer Abfall handelt, der mit dem GRS Zertifikat ausgezeichnet ist.
Für dein neues Produkt wird also nicht nur Abfall beseitigt, sondern gleichzeitig Erdöl, Energie und Emissionen eingespart. Zahlen, Fotos und Filme dazu auf der Website www.econyl.com
Aufgrund der knappen Verfügbarkeit von Recycling Abfällen recyceln einige Lieferanten die Abfälle, die bereits in der Produktion anfallen. Dies wird als “Post Industrial” oder “Pre Consumer” Recycling bezeichnet.
In der Textilindustrie fallen Abfälle bei verschiedenen Prozessen an. Beispiele hierfür sind die Spinnereien beim Aufwickeln der Garnspulen, in der Weberei beim Einstellen der Maschinen bzw. der Gewebequalität oder auch beim Konfektionär im Zuschnitt. Diese Reste werden gesammelt und recycelt.
Auch diese Maßnahme hilft Abfall zu vermeiden und Ressourcen zu sparen. Die Erdölvorkommen der Erde werden dadurch geschont was ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung ist. Deshalb verwenden wir bei VAUDE auch Post Industrial recyceltes Polyamid.
Daneben hat VAUDE gemeinsam mit Forschungspartnern ein neues Verfahren entwickelt, wie aus Altreifen Polyamid für Outdoor-Produkte hergestellt werden kann. Mehr dazu hier
Ein anderes Ausgangsmaterial für Recycling bei VAUDE sind gebrauchte PET-Flaschen. Sie werden gesammelt, gereinigt, zermahlen und zu einem Granulat verarbeitet, das in einem nächsten Arbeitsschritt eingeschmolzen und dann zu Polyester-Garn versponnen wird.
Dieses Recycling hat einen doppelten Mehrwert: Jährlich werden ca. 80 Millionen Tonnen Kunststoff-Verpackungen produziert. Davon landen 32% in der Umwelt. PET-Flaschen und andere Verpackungen machen einen guten Teil davon aus. Diese riesigen Kunststoff-Berge zu reduzieren, macht ökologisch absolut Sinn.
Auf diese Weise entsteht hochwertiges Polyester, bei dem bis zu 50 Prozent Energie im Herstellungsprozess und zirka 50 Prozent an CO₂-Emissionen eingespart werden. Auf neue fossile Rohstoffe aus Erdöl wird komplett verzichtet.
Allerdings ist das Recycling von PET-Flaschen zu Textilien umstritten. Greenpeace und andere Umweltorganisationen kritisieren, dass PET-Flaschen besser im geschlossenen Flaschen-Kreislauf bleiben sollten, als zu Textilien zu werden (die derzeit eben in der Regel an ihrem Lebensende nicht recycelt werden).
Wir sind uns der kritischen PET-Thematik überaus bewusst und unser Ziel ist ganz klar das Textil-zu-Textil-Recycling für einen geschlossenen Kreislauf.
Der Wechsel auf recyceltes Polyester aus PET-Flaschen war ein erster Schritt und stellt für die Textilindustrie technisch keine große Schwierigkeit dar. Die Sortenreinheit des zu recycelten Materials sowie der damit verbundene hohe Qualitätsstandard sind ein großer Vorteil für die Herstellung funktioneller Fasern.
Der Großteil unserer Stoffe wird in Taiwan produziert. Dort ist es nicht erlaubt, recycelte Materialien im Lebensmittelbereich zu verwenden. Da ausgediente PET-Flaschen also nicht für eine erneute Nutzung als Getränkeflaschen verwertet werden dürfen, ist das Material in Taiwan für die Faserproduktion verfügbar und kann über die Textilindustrie einer neuen Nutzung zugeführt werden.
Inwiefern zukünftig recyceltes Polyester aus PET-Flaschen für Textilien als nachhaltig deklariert werden darf, ist bereits in Diskussion: die kommende EU-Gesetzgebung zielt darauf ab, die Praxis der Verwendung von recyceltem PET aus Flaschen in Textilien einzuschränken, um sicherzustellen, dass es in geschlossenen Recyclingkreisläufen bleibt. Dies ist Teil einer umfassenderen Strategie zur Verbesserung der Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft in der europäischen Textilindustrie.
PET-Flaschen-Recycling-Kreislauf
Sammeln, Waschen, Granulieren, Spinnen: So sieht der Recycling-Zyklus aus PET-Flaschen aus. Aus dem Garn werden wasserabweisende Produkte wie Taschen und Rucksäcke gemacht. |
Für einige unserer hochfunktionellen Produkte verwenden wir anteilig recyceltes Polyester. Dabei handelt es sich um Materialüberschüsse und Produktionsabfälle aus der Polyesterherstellung, die – wie häufig üblich – nicht als Abfall entsorgt, sondern gesammelt und der Produktion wieder zugeführt werden. Somit schonen wir die Ressourcen und bieten Dir volle Funktion.
Dabei werden die unterschiedlichen Polymere, aus denen die synthetische Faser besteht, zurückgewonnen und neu zusammengesetzt. Daraus entsteht ein Granulat, aus dem Garn gesponnen und Stoff gewebt werden kann. Auf diese Weise wird der Abfallberg verkleinert, denn diese Materialien werden recycelt und nicht als Restmüll entsorgt. Eine zusätzliche Erdölförderung für die Polymer-Gewinnung ist nicht erforderlich.
Eines unserer Lieblingsmaterialien ist S.Café® Recycled Polyester. Hier wird der Spinnmasse aus recyceltem, geschmolzenen Polyester-Granulat gebrauchter Kaffeesatz beigemischt.
Das Material ist damit teilweise erneuerbar, schnelltrocknend mit UV-Schutz, und erhält als Bonbon eine antibakterielle Wirkung, die Gerüche vermeidet. So können wir auf chemische Anti Odour Ausrüstungen verzichten. Das ist eine tolle Sache und deshalb setzen wir dieses Material in verschiedenen Modellen ein.
S.Café® wird außerdem in Membranen verwendet. Mehr dazu hier
Nicht nur synthetische Materialien können recycelt werden, sondern auch Daune. Diese 100% Recycling-Daune haben wir als wärmende Füllung z.B. im Sommer 2019 bei Schlafsäcken eingesetzt oder im Winter bei Bekleidung. Weitere Infos zu diesem Material findest du hier
Anmerkung zu dieser Grafik:
Alle von VAUDE verwendeten Recycling-Materialien entsprechen einem der folgenden Standards:
GRI: | 301-1 |
GRI: | 301-2 |
GRI: | 301-3 |