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Nachhaltigkeitsbericht 2020
veröffentlicht am 02.08.2021

Wir setzen uns ein und beziehen Position

Für uns ist Nachhaltigkeit auch ein politisches Thema, für das wir uns mit unserem Wissen und unserer Erfahrung einsetzen. An vielen Stellen haben wir als Unternehmen direkte Berührungspunkte zu gesellschaftspolitischen Themen, wie beispielsweise der Übernahme von Verantwortung in globalen Lieferketten, der Klimakrise, der Ankunft Geflüchteter in Deutschland oder Fragen der Gleichberechtigung. Basierend auf grundlegenden Werten wie Menschlichkeit, Toleranz oder Vertrauen und unseren eigenen Erfahrungen wollen wir überparteilich Haltung zu diesen Themen zeigen, Mut machen und zu einem konstruktiven Dialog anregen.

Gemeinsam zu mehr Nachhaltigkeit

Wir von VAUDE wollen nicht nur selbst möglichst nachhaltig wirtschaften; wir wollen auch zeigen, dass es möglich ist, Verantwortung zu übernehmen und wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Wir wollen dazu beitragen, dass sich unsere Wirtschaft in eine gemeinwohlorientierte, wertehaltige Richtung weiterentwickelt. Wir machen auf diese Themen gerne öffentlich aufmerksam, setzen uns in Branchenverbänden für nachhaltige Lösungen ein und beziehen Stellung gegenüber der Politik. Wir nutzen auch unsere Social Media-Kommunikationskanäle und Pressearbeit, um über unsere Haltung und Position zu informieren.



»Unternehmerische Verantwortung ist für mich ein Herzensanliegen. Dafür werde ich gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen auch auf politischer Ebene aktiv.«

Antje von Dewitz, VAUDE Geschäftsführerin
 
 

Formen politischer Beteiligung bei VAUDE

Im Kreis von Geschäftsleitung und CSR-Team werden Hindernisse und Chancen ebenso wie von extern an uns herangetragene Themen diskutiert und unsere Haltung zu diesen Themen erarbeitet. Es wird überlegt, wo und wie wir sie in die Öffentlichkeit bringen können und müssen, wenn wir etwas erreichen wollen. Denn wir glauben fest daran, dass wir wirklich nachhaltige Lösungen nur gemeinsam erreichen können. Daher halten wir es für wichtig, an den richtigen Stellen Überzeugungsarbeit zu leisten.


Wir sind auf vielen Ebenen aktiv, um uns für Nachhaltigkeit auch politisch einzusetzen. Dazu gehört der Kontakt zu Politikern ebenso wie die aktive Mitarbeit in Branchenverbänden und Initiativen.



Haltung zeigen zu gesellschaftspolitischen Themen

2020 war weltwirtschaftlich geprägt von der Corona Pandemie. Uns war wichtig, uns gesellschaftspolitisch dafür stark zu machen, dass die Klimakrise und die Forderung nach verantwortungsvollem Wirtschaften dadurch nicht in den Hintergrund gedrängt wird, sondern auf politischer wie wirtschaftlicher Ebene Rahmenbedingungen und Lösungen gestaltet werden. Besonders motiviert hat uns dabei die Erkenntnis, dass unser nachhaltiges Wirtschaften uns hilft, die Corona-Krise resilient und erfolgreich zu meistern: Nachhaltiges Wirtschaften, dass sich proaktiv Herausforderungen annimmt, macht krisenstark und zukunftsfähig! Wir setzen uns dafür ein, dass Unternehmen proaktiv die Krise nutzen, um sich nachhaltig um damit zukunftsorientiert auszurichten.

2020 war auch geprägt von der Debatte um ein deutsches Lieferkettengesetz. Wir haben uns öffentlich pro Lieferkettengesetz und damit für die Übernahme von Verantwortung in globalen Lieferketten positioniert: Fehlende gesetzliche Verankerung von sozialen und ökologischen Mindeststandards unterstützt nicht nur die Ausbeutung von Mensch und Natur; sie schafft auch Wettbewerbsnachteile für Unternehmen wie VAUDE, die sich bereits seit Jahren für faire und umweltfreundliche Produktionsbedingungen weltweit einsetzen.
 
 

Unsere Berührungspunkte und Positionen zu gesellschaftspolischen Themen sehen wir in den folgenden fünf Bereichen:

 
 

Umwelt- und Artenschutz, Klimawandel und Energiewende

Wirtschaften, also die Produktion von Produkten und Dienstleistungen, geht immer einher mit dem Verbrauch von Ressourcen. Die dabei entstehenden negativen Umweltauswirkungen wie beispielsweise CO2-Emissionen, werden in unserem derzeitigen Wirtschaftssystem oftmals nicht dem Verursacher zugerechnet und haben somit keine Auswirkungen auf den Marktpreis. Sie gehen stattdessen zu Lasten der Allgemeinheit. Das ist aus unserer Sicht nicht richtig.


Unternehmerische Verantwortung in der Lieferkette

Unsere Haltung ist, dass Unternehmen ganzheitlich verantwortlich sind für die Auswirkung ihres wirtschaftlichen Handelns. Wir investieren daher sowohl personell also auch finanziell in die Entwicklung und Herstellung von umweltfreundlichen Produkten, z. B. durch den Einsatz ressourcenschonender Materialien, durch Umweltmanagement-Trainings in der Lieferkette, durch Klimabilanzierung oder umweltfreundliche Energien. Dabei gehen wir freiwillig weit über die gesetzlichen Anforderungen hinaus. Das bedeutet aber auch, dass wir durch unser Engagement höhere Kosten und damit Benachteiligungen im Vergleich zum Wettbewerb haben. Deshalb sprechen wir uns für strengere gesetzliche Vorgaben sowie stärkere staatliche Anreizsysteme für betrieblichen Klima- und Umweltschutz aus. Beispiele dafür sind eine angemessene CO2-Steuer, das neue Lieferkettengesetz, verbindliche Vorgaben im Chemikalienrecht oder für die Nachhaltigkeitsberichterstattung sowie Steuererleichterungen und ein einfacherer Zugang zu Finanzmitteln für nachhaltige Unternehmen.


Klimaschutz durch CO2-Reduktion

Wir sprechen uns für den schnellen Umstieg auf saubere, umweltfreundliche und sichere Energien aus, damit wir die Auswirkungen des Klimawandels auf Mensch, Umwelt und Wirtschaft, also auch auf unser Unternehmen, auf ein erträgliches Maß begrenzen können. Dazu gehören der Ausbau Erneuerbarer Energien, Investitionen in Energieeffizienz, Energieeinsparung und Energiespeicher sowie in die Modernisierung der Netze. Dies ist aus unserer Sicht eine Grundvoraussetzung für die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschlands.


Wir befürworten die Ziele der internationalen Klimarahmenkonvention und wünschen uns eine aktive Vorreiterrolle der Deutschen Bundesregierung bei der Umsetzung in Deutschland. Wir unterstützen globale Klimaschutzbewegungen und setzen uns wissenschaftsbasierte Klimaziele zur systematischen CO2-Reduktion, die in Einklang mit den Vorgaben des Paris-Abkommens stehen, die globale Erderwärmung auf 1,5 °C bzw. deutlich unter 2 °C zu beschränken.


Artenvielfalt erhalten

Der Natur- und Artenschutz ist uns ein Herzensanliegen. Wir sehen angesichts des Verlustes der Biodiversität die dringende Notwendigkeit umzudenken und zu handeln. Wir begrüßen Forderungen, z. B. nach gesetzlichen Regulierungen zur Reduktion von Pestiziden und Insektiziden etc., sowie Maßnahmen, die dem Erhalt von Schutzgebieten und der Erhöhung der Biodiversität in unserer Tier- und Pflanzenwelt dienen.

Nachhaltig die Natur erleben

Wir legen Wert auf eine umweltfreundliche Ausübung von Berg- und Bikesportaktivitäten in der Natur. Als Partner des Deutschen Alpenvereins (DAV) unterstützen wir dessen Ziele zum Schutz und zur nachhaltigen Entwicklung des Alpenraums sowie zum umweltgerechten Bergsport.


Leseempfehlungen:


Gemeinwohlorientiertes Wirtschaften

Wir verstehen Unternehmertum als Verpflichtung, aktiv Verantwortung für die gesellschaftlichen und umweltbezogenen Auswirkungen des eigenen Handels zu übernehmen und damit einen Beitrag zum Gemeinwohl zu leisten. Unternehmerischer Erfolg sollte daher nicht nur am finanziellen Gewinn, sondern auch am Beitrag für Umwelt und Gesellschaft bemessen werden.


Unser derzeitiges Wirtschaftssystem bewertet Unternehmen jedoch vor allem nach finanziellen Kennzahlen. Das führt dazu, dass Unternehmer in der Regel an kurzfristiger Gewinnmaximierung orientiert sind. In vielen Fällen geht dies zu Lasten von Mensch und Umwelt. Angesichts des Ausmaßes an globaler Umweltzerstörung und Ausbeutung diagnostizieren wir ein akutes Marktversagen, dass politisches Handeln erfordert. Wir setzen uns daher zum einen aktiv für soziale und ökologische Mindeststandards in den Lieferketten ein.


Zum anderen sprechen wir uns dafür aus, unternehmerisches Handeln ganzheitlich, also anhand ökonomischer, ökologischer und sozialer Aspekte, zu bemessen. Ein solcher Ansatz trägt zu einem langfristig stabilen und fairen Wirtschaftssystem bei, in dem die Menschenrechte und die Umwelt geschützt werden.


Wir bei VAUDE setzen uns intensiv mit dem Thema gemeinwohlorientiertes Unternehmertum auseinander. Ein spannender und sinnvoller Ansatz ist die Gemeinwohlökonomie. Wir sind Pionierunternehmen der Gemeinwohlökonomie mit auditierter Gemeinwohlbilanz.


Hier findest du die VAUDE Gemeinwohlbilanz.


Einwanderung, Asylpolitik und Integration

Der Erfolg des derzeit globalen Wirtschaftssystems beruht zu oft auf sozialer Ausbeutung und Zerstörung der Umwelt. Damit sind auch wir als Wirtschaft Mitverursacher von Fluchtursachen wie sozialer Ungleichheit und den Auswirkungen der Klimakrise, die dazu beitragen, dass so viele Menschen wie nie zuvor dazu gezwungen sind, ihr Zuhause zu verlassen.


Deutschlandweit und auch in der Region um unseren süddeutschen Firmensitz haben Geflüchtete eine neue Heimat gefunden. Wir engagieren uns für die Integration Geflüchteter in den Arbeitsmarkt, um unsere Verantwortung als Arbeitgeber wahrzunehmen. Populistische, nationalistische und rechtsextreme Strömungen, die dies verhindern wollen und vermeintlich einfache Antworten auf komplexe Sachverhalte geben, beunruhigen uns. Wir wollen deshalb zeigen, wie Integration Geflüchteter für alle in unserer Gesellschaft erfolgreich sein kann und so zur Erhaltung des sozialen Friedens in der Gesellschaft beitragen. Mehr dazu erfährst du hier


Wir haben die Erfahrung gemacht, dass der Zugang zum Arbeitsmarkt ein ganz wesentlicher Bestandteil für eine gelingende Integration ist. Ein Arbeitsplatz sichert nicht nur das Einkommen eines geflüchteten Menschen, sondern schafft auch einen geregelten Tagesablauf, bietet die Gelegenheit soziale Kontakte zu knüpfen und sorgt für Anerkennung.


Politisch verfolgte Menschen, z. B. aus Bürgerkriegsländern haben in Deutschland ein Recht auf Asyl. Wir sprechen uns deshalb für ein gut strukturiertes, faires Asylverfahren für Menschen aus, die nach Deutschland fliehen, weil in ihren Heimatländern ihr Leben und ihre Gesundheit gefährdet sind. Eine schnelle Integration in den Arbeitsmarkt, sowie Zugang zu Bildung und Gesundheitswesen werden damit ermöglicht. Schutzsuchende dürfen nicht in Staaten zurückgeschoben werden, in denen sie Diskriminierung oder soziales Elend erwartet. 


Wir fordern zudem dringend Bleibeperspektiven für Geflüchtete, die bereits erfolgreich in den Arbeitsmarkt integriert wurden. Gemeinsam mit vielen anderen Unternehmen setzen wir uns u. a. als Gründungsmitglied der Unternehmer-Initiative „Bleiberecht durch Arbeit” auf landes- und bundespolitischer Ebene dafür ein. Als Arbeitgeber von geflüchteten Menschen benötigen wir eine transparente und unbürokratische Rechtssicherheit bei der Einstellung Geflüchteter. Die drohende Abschiebung von Mitarbeitern schafft nicht nur große Angst und Verunsicherung bei den betroffenen Personen und Kollegen, sondern birgt für uns als Arbeitgeber auch wirtschaftliche Risiken, sollten diese Mitarbeiter abgeschoben werden.


In Deutschland herrscht seit Jahren in vielen Bereichen Arbeitskräftemangel. Gerade im gewerblichen Bereich, sei es in der Produktion, in der Logistik, im Handwerk oder in der Gastronomie, nimmt die angespannte Lage am Arbeitsmarkt in Baden-Württemberg ein bedrohliches Ausmaß an. Auch wir bei VAUDE spüren das zum Beispiel im Bereich der Näherei und Schweißerei in unserer Manufaktur. Hier sind die eingestellten Geflüchteten wertvolle Arbeitskräfte, die wir benötigen, um die Aufrechterhaltung des laufenden Betriebes und weiteres Wachstum sicherzustellen. Wir begrüßen die Tatsache, dass die Bundesregierung ein Fachkräfteeinwanderungsgesetz eingeführt hat. Unseren Bedarf an Arbeitskräften, die vom Unternehmen selbst angelernt werden, betrifft dieses Gesetz jedoch nicht.


Vielfalt, Geschlechtergerechtigkeit, Frauenquote

Wir sind überzeugt davon, dass gemischte Teams die besseren Entscheidungen treffen und innovative Kraft gerade dort am stärksten freigesetzt wird. In den Jahren, als die Übernahme der Geschäftsführung durch Antje von Dewitz vorbereitet wurde, haben wir gezielt Frauen angesprochen und ihnen eine Führungsposition angeboten. Viele haben zunächst abgelehnt, da sie das Gefühl hatten in einer Führungsrolle Privatleben und Beruf nicht vereinbaren zu können oder den rauen Umgangston einer Männer-dominierten Führungskultur gescheut haben. Wir haben deshalb Schritt für Schritt viele betrieblichen Rahmenbedingungen verändert und an unserer Unternehmenskultur gearbeitet, um auch Frauen für Führungspositionen zu gewinnen. Mit Erfolg: Seit 2016 sind über 40 Prozent unserer Führungskräfte weiblich. Mehr noch, der intensive und kontinuierliche Aufbau und Erhalt einer familienfreundlichen und chancengerechten Kultur ist zudem heute einer unserer unternehmerischen Erfolgsfaktoren. Deshalb unterstützen wir Initiativen und politische Forderungen nach gleichberechtigter Teilhabe von Frauen in der Wirtschaft.


»Die gesetzliche Frauenquote ist aus meiner Sicht ein wichtiges Instrument um einen Kulturwandel in der Wirtschaft anzustoßen, denn es gibt immer noch Unternehmen, die der Tragweite der notwendigen Veränderungen nicht gerecht werden: Ein ausgewogenes Verhältnis der Geschlechter in allen Hierarchiestufen der Unternehmen sichert nicht nur die Zukunftsfähigkeit für das einzelne Unternehmen, sondern ist meiner Meinung nach auch ein Erfolgsfaktor für den Wirtschaftsstandort Deutschland.«

Antje von Dewitz, Geschäftsführerin und Inhaberin von VAUDE

Europäische Werte- und Wirtschaftsgemeinschaft

Wir sind Europa-Fans und überzeugt, dass wir die EU als Werte- und Wirtschaftsgemeinschaft brauchen. Die Ereignisse der letzten Jahre, wie beispielsweise die Eurokrise, Brexit oder der Zustrom geflüchteter Menschen, stellen die EU auf eine Bewährungsprobe. Wir glauben daran, dass wir diese Herausforderungen nur gemeinsam überwinden können.


Was für viele deutsche Unternehmen gilt, gilt auch für VAUDE: Die EU ist unserer wichtigster Export-Umsatzmarkt – mehr dazu „Unsere Märkte“. Wir sprechen uns deshalb für einen starken und stabilen europäischen Binnenmarkt aus. Der Arbeitnehmerfreizügigkeit, also das Recht jedes EU-Bürgers innerhalb der EU frei seinen Arbeitsplatz wählen zu können, stehen wir positiv gegenüber, denn wir sehen in der Zuwanderung die Chance den Fachkräftemangel und den demografischen Wandel in Deutschland entgegenzuwirken. Wir spüren diese Herausforderung vor allem im gewerblichen Bereich und sind sehr froh über unsere Kollegen, die aus dem EU-Ausland stammen und jetzt bei VAUDE arbeiten.


Wir schätzen diese innerbetriebliche Vielfalt und glauben daran, dass sie uns als Unternehmen viel kreative und innovative Kraft gibt. Als Unternehmen mit globaler Lieferkette und globalen Kunden ist es wichtig für unseren unternehmerischen Erfolg, verschiedenste Perspektiven zu kennen und zu verstehen. Vielfalt geht immer damit einher, Verständnis für das Fremde und Ungewohnte mitzubringen, das kostet Kraft und Zeit. Aus unserer Sicht zahlt es sich aber absolut aus.


Übertragen auf die EU: ja, die EU steht vor großen Herausforderungen und ja, die einzelnen Mitgliedstaaten sind oft unterschiedlicher Meinung. Abschottung und Abgrenzung stellen jedoch keine Lösungen dar. Wir fordern die Politik zu einem konstruktiven und gemeinsamen Ringen um die beste Lösung auf und glauben daran, dass wir nur als EU gemeinsam die Herausforderungen bewältigen können.

GRI:   415-1
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