Vom Pilotprojekt zur Upcycling Werkstatt
Natürlich fallen auch bei uns Restmaterialien an. Sortenreines Polyethylen und Polyamid werden der Kunststoffaufbereitung für die Herstellung vollwertiger Sekundärrohstoffe übergeben. Der Großteil der Produktionsabfälle der Manufaktur landet aber bisher im Restmüll. Diese bestehen meist aus textilen Reststoffen, Verschnitten, Ausschüssen und allgemeinen Überresten. Weitere Beispiele: Im Produktservice entsteht Restmüll durch irreparable Produkte. Außerdem haben wir alte Produktprototypen und verwertbare Abfälle aus der Küche und Logistik. Mehr dazu
Wir haben uns deshalb die Frage gestellt, wie sich diese Reststoffe wiederverwenden lassen, ohne dass die hochwertigen Reststoffe an Wert verlieren.
2016 haben wir in sechs Nähworkshops mit Geflüchteten Shoppertaschen aus Materialresten unserer Manufaktur hergestellt. Die produzierten Taschen haben wir bei einer Verkaufsaktion im VAUDE Store Ravensburg und in unserem Outlet in Metzingen angeboten. Der Erlös floss als Spende für ein gemeinsames Projekt an das Asylnetzwerk Tettnang zurück. Der Marktcheck zeigte, dass die Taschen bei den Konsumenten gut ankommen. Deshalb haben wir Ende 2017 eine Upcycling Werkstatt aufgebaut, in der die Taschen durch die Schaffung zweier neuer Stellen von Geflüchteten produziert werden.
Dabei werden wir durch Fördergelder der Deutschen Bundesstiftung Umwelt mit 70.000 € unterstützt. VAUDE unterstützt das Projekt mit weiteren 70.000 €.
Das Förderprojekt läuft bis Dezember 2018. Danach ist es unsere Zielsetzung, die Upcycling Werkstatt kostendeckend weiter zu betreiben.
»Mit der Entwicklung eines Upcycling-Fertigungsprozesses, gepaart mit dem Aufbau eines neuen Businessmodelles, eröffnen sich für VAUDE neue Möglichkeiten der Wertschöpfung bei gleichzeitiger Ressourceneinsparung und Abfallvermeidung. Durch die Verzahnung mit den bereits eingebundenen Unternehmen und Institutionen wird zudem eine Plattform für Upcycling-Produktionen entstehen.
Das Projekt leistet einen wichtigen Beitrag zur Integration von Geflüchteten. Ihnen werden vertiefte Einblicke in betriebliche Abläufe ermöglicht und berufliche Perspektiven aufgezeigt. Ich hoffe, dass sich das Projekt weiter erfolgreich entwickelt und es viele zum Nachahmen inspiriert.«
Mehr zu unserem Engagement für Geflüchtete findest Du hier
Die Restmaterialien aus unserer Manufaktur sind für uns natürlich, im wahrsten Sinne des Wortes, der naheliegendste Reststoff. Auf unserem Firmengelände am Stammsitz im süddeutschen Tettnang produzieren wir seit 1980 Rucksäcke, Rad- und Lifestyletaschen aus robusten und langlebigen Materialien. Mehr dazu – „Made in Germany“
Statt Stanzreste und Materialüberschüsse, die in dieser Produktion anfallen, wie bisher üblich zu entsorgen, sortieren wir diese nun und sammeln die Teile, die groß genug sind, um daraus neue Produkte nähen zu können. Auf direktem Weg bringen wir sie in die neu eingerichtete Upcycling-Werkstatt. Dort entstehen daraus individuelle Unikate. Auf Grundlage der Shopper-Taschen aus unseren ersten Nähworkshops haben wir zwei Schnittmuster für eine große und eine kleine Tasche entworfen, die wir nun in der Upcycling-Werkstatt nähen.
2018 haben wir ca. 900 kg eigene Restmaterialien verarbeitet. Für 2019 rechnen wir mit einer ähnlichen Menge.
Ab Mitte März 2018 waren die Taschen zunächst in den VAUDE Stores sowie in unserem Fabrikverkauf in Tettnang/Obereisenbach und den VAUDE Outlets erhältlich. Seit November 2018 sind die Shoppertaschen auch im Fachhandel.
Ein weiteres Upcycling-Produkt sind kleine Taschen, die wir für unseren Kooperationspartner iFixit produzieren. Diese werden mit praktischen Nähutensilien wie Nadeln, Garnen, Bügelpatches und Werkzeugen befüllt und über den Shop von iFixit als Repairsets verkauft.
In 2019 haben wir weitere upcycling Produkte geplant. So werden wir Fahrradmanschetten aus kleineren Planenresten produzieren, die im Rahmen einer Fachhandelskampagne genutzt werden.
Auch die VAUDE Stores sind aktiv beim Upcycling. So schicken sie ihre alten Werbebanner an unsere upcycling Werkstatt. Dort entstehen coole neue Beutel, die du ab März in den Stores kaufen kannst.
Die neuen Beutel sind der Nachfolger der Turnbeutel, die bisher aus den Werbebannern in einer deutschen Näherei hergestellt worden sind.
2018 haben wir Upcycling-Taschen und -Rucksäcke in einem Pilotprojekt für die Deutsche Zeppelin-Reederei produziert; und zwar aus einer ausgemusterten Außenhülle des Zeppelin NT. Statt diese zu entsorgen, entstehen daraus Souvenirs, die es seit dem Sommer 2018 im Zeppelin-Shop in Friedrichshafen und online im Fanshop zu kaufen gibt. In 2019 setzen wir diese Kooperation fort.
Nach dem Aufbau unserer Upcycling Werkstatt haben in einem zweiten Schritt eine externe Upcycling community und Materialbörse in Kooperation mit weiteren Unternehmen, Schulen und Kreativen gründet. Unsere Zielsetzung ist es, eine Plattform zu schaffen, auf der Unternehmen, wir selbst natürlich auch, wertvolle Restmaterialien für Upcycling Projekte zur Verfügung stellen. „Upcycler“ können diese dann für ihre Produkte nutzen und ihre Projekte vorstellen.
Hier geht’s zur upcycling community
Gebrauchte VAUDE Materialien aus Zelten, die im Reparaturservice nicht mehr repariert werden können, bekommen ein neues Leben in den Taschenbegleitern von Roterfaden geschenkt.
Die innovativen Produkte werden zu 100 % in Handarbeit in Deutschland gefertigt. Hier findest Du den Taschenbegleiter mit dem gebrauchten VAUDE Zeltmaterial.
Für kreative Arbeiten haben wir ausgemusterte Außenzelte aus einer Fehlproduktion zahlreichen künstlerischen Hochschulen zur Verfügung gestellt.
Seit mehreren Jahren haben wir im Rahmen des Projekts „Umweltprofis von morgen“ Schüler des Technischen Gymnasiums Ravensburg bei der Entwicklung eines nachhaltigen Geschäftsmodells betreut. 2016 und 2017 beschäftigten sich die Schüler mit Ideen zum Upcycling von VAUDE Materialresten. Mehr dazu hier
2016 haben vier Schülerinnen aus alten Werbebannern und gebrauchten Produkten, die im Produktservice nicht repariert werden können, Täschchen entwickelt und produziert. Diese können beispielsweise als Mäppchen oder Kosmetiktäschchen benutzt werden.
2017 entwickelt eine weitere Gruppe von Schülerinnen Kopfhörerhalter aus Materialresten aus der Manufaktur.
Eine belgische Schule hat Kostüme für ihre Tanzveranstaltung aus VAUDE Restmaterialien gebastelt.
Taschen aus VAUDE Restmaterialien gefertigt von einer katholischen Hilfsorganisation in Kralup an der Moldau, Tschechien:
Gamaschen aus VAUDE Restmaterialien gefertigt von einer katholischen Hilfsorganisation in Kralup an der Moldau, Tschechien:
Auch in den Produktionsbetrieben, die wir für die Herstellung unserer Produkte beauftragen, fallen Materialreste, sogenannte Leftover, an. Aus größeren Leftover-Mengen lassen wir Sondermodelle produzieren. Kleinere Leftover-Mengen nutzen unsere Produzenten für die Einarbeitung neuer Mitarbeiter oder Trainingsmaßnahmen. Ab der Sommerkollektion 2019 erfassen wir die Leftover-Menge pro Kollektion systematisch. Auch in unseren VAUDE Stores setzen wir bei der Ausstattung auf Upcycling von Leftover-Materialien. So sind beispielsweise die Vorhänge für die Umkleidekabinen aus übrig gebliebenen Packs ‘n Bags Materialen hergestellt worden. Auch die Bügelanhänger für die Kennzeichnung zum „Sale“ wurden aus Leftover-Material gefertigt.
Bisher haben wir leider noch keine eigene Weiterverwendungsmöglichkeit von kleineren Leftover-Mengen. In der Regel ist es auch mit großem Aufwand und Kosten verbunden, z. B.
aus zollrechtlichen Gründen, diese weiterzuverarbeiten oder als Materialien zu uns an den Hauptsitz zu holen. Nachdem wir unsere interne Upcycling-Struktur und die Materialbörse aufgebaut haben, wollen wir uns diesem Thema 2019 intensiver widmen.
Zurzeit werden ca. 82 % der Abfälle weiterverwertet. Abfall verwerten bedeutet, dass Rohstoffe und Energie in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Die am meisten verbreitete Form des Recyclings ist die Verbrennung der Abfälle zur Energiegewinnung. Hochwertige Reststoffe werden dabei in ein qualitativ schlechteres Endprodukt umgewandelt. Aus diesem Grund werden solche Prozesse als Downcycling bezeichnet.
Es gibt aber auch nachhaltigere und sinnvollere Wege, diese Reststoffe weiterzuverwenden als einen aufwendigen Downcyclingprozess. Die Idee ist, aus Reststoffen neue Produkte herzustellen, die einen gleichwertigen bzw. höheren Wert als die verwendeten Reststoffe haben. Die Umwandlung scheinbar nutzlosen Abfalls in neuwertige Stoffe wird als Upcycling bezeichnet.
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