In der Saison Sommer 2018 ist es uns erstmals gelungen, die gesamte VAUDE Bekleidungskollektion PFC-frei mit VAUDE Eco Finish auszurüsten. Auch große Teile des übrigen Produktsortiments sind bereits fluorcarbonfrei imprägniert.
Wir versuchen mal eine ganz einfache Erklärung:
„Der liebe Gott“ hat für den Planeten Erde keine Fluorcarbone vorgesehen. So nennt man poly- oder perfluorierte chemische Verbindungen, kurz auch PFC oder PFAS. Sie wurden vom Menschen in den 1960er Jahren erfunden und werden seitdem zum Beispiel auf der Oberfläche von Textilien eingesetzt, um sie wasser-, schmutz- und ölabweisend zu machen. Auch in vielen anderen Industriebereichen werden PFC verarbeitet.
Das Problem an der Sache ist, dass man erst später herausgefunden hat, wie umwelt- und gesundheitsschädlich viele dieser PFC sind. Beispiel PFOA (Perfluoroktansäure), eine der am stärksten kritisierten Substanzen:
Auch dieser Stoff kommt in der Natur nicht vor, wurde aber in Muttermilch, im Blut von Eisbären, auf Gletschern aller Kontinente und selbst in deutschem Trinkwasser nachgewiesen
PFOA entsteht im Herstellungsprozess auf Basis der sogenannten C8-Technologie. C8 steht für acht Kohlenstoffatome (C = Carbon). Grob vereinfacht werden diese Kohlenstoffatome durch Fluoratome ersetzt (alle = per-, einige = polyfluoriert) So entsteht ein extrem stabiles und gefährliches Molekül, eine sogenannte PBT-Substanz:
Es ist also keine Chemikalie, die man besonders gern um sich haben möchte. Es gibt viele Studien über gravierende gesundheitliche Folgen von PFC im Körper, auch Krebs.
Ist eine Regenjacke mit C8 imprägniert, können sich Spuren von PFOA darin finden. Ob und wie gefährlich dies für den Benutzer der Jacke ist, ist noch umstritten. Klar ist jedenfalls, dass im Herstellungsprozess von PFC und damit behandelten Materialien PFC in die Umwelt entweichen, meist über das industrielle Abwasser.
Da alles Wasser auf der Erde in großen, unendlichen Kreisläufen von Verdunstung, Regen, Meeresströmungen usw. unterwegs ist, verbreiten sich die PFC so auf der ganzen Welt. Das weiß man schon lange, aber erst die Greenpeace Detox Kampagne hat dieses Thema in der Öffentlichkeit bekannt gemacht.
Die EU prüft ein Verbot von Perfluoroktansäure (PFOA), aber bisher gibt es nur in Norwegen einen gesetzlichen Grenzwert. Man darf PFC also weiterhin völlig legal verarbeiten.
Umso wichtiger finden wir unsere eigene Verantwortung als Outdoor-Marke, freiwillig schnellstens auf alle PFC in unseren Produkten zu verzichten.
Durch die sogenannte Durable Water Repellency (DWR) werden textile Oberflächen imprägniert, damit Wasser und Schmutz abperlen. Ohne diese Oberflächenbehandlung würde sich der Oberstoff mit Regenwasser vollsaugen, was für den Benutzer trotz der oft eingearbeiteten wasserdichten Membran zu einem klammen, feuchten Gefühl beim Tragen führen kann.
In der Vergangenheit war es technisch fast unmöglich, eine gleichwertig leistungsfähige Imprägnierung ohne PFC herzustellen. Dank innovativer Technologien ist das inzwischen auf den meisten Stoffen kein Problem mehr.
Fakt ist allerdings, dass eine Ölabweisung auf Textilien nur mit Hilfe von PFC erreicht wird. Wir haben uns intensiv damit befasst, ob Outdoor-Produkte diese Funktion wirklich benötigen und uns bei VAUDE dagegen entschieden – für die Umwelt, für Dich.
VAUDE übernimmt Verantwortung und hat sich freiwillig verpflichtet, das gesamte Produkt-Sortiment bis spätestens 2020 vollständig PFC-frei herzustellen, die Bekleidungs-Kollektion bis 2018.
Unser VAUDE Materialien-Team testet akribisch, welche PFC-freie DWR auf welchem Material für welches Produkt den besten Abperleffekt bietet. Der übliche Maßstab dafür ist der sogenannte Spray Test. Zusätzlich dazu testen wir immer auch Abriebfestigkeit und Waschbeständigkeit der DWR, und wie viel Wasser das Material bei einem simulierten Starkregen aufnimmt – die sogenannte Water Absorbency in Anlehnung an den „Bundesmann“ Test.
Entscheidung pro Eco Finish, Beispiel Cyclist Jacket:
Entscheidung contra Eco Finish, Beispiel Escape Light Jacket – bis Sommerkollektion 2017:
Neue Entscheidung Eco Finish, Beispiel Escape Light ab S18:
Am Beispiel der Escape Light Jacket lässt sich unser Verfahren sehr gut erläutern. Bis Sommer 2017 war die getestete Wasseraufnahme zu hoch, deshalb haben wir den Stoff für diese Kollektion nicht auf EcoFinish umgestellt.
Wir haben dann intensiv mit unserem Stofflieferanten und dem DWR Lieferanten an der Performance gearbeitet, so dass wir nun eine deutlich geringere Wasseraufnahme erzielen und den Stoff ab der Sommer 2018 Kollektion PFC-frei ausrüsten.
Das ist ein langer und aufwändiger Prozess, den wir nur gemeinsam mit den Herstellern der Materialien, der DWR-Chemikalien und Experten von Universitäten und Industrieverbänden vorantreiben können. Nur die Materialien, die volle Performance bieten, setzen wir in der Kollektion ein. Nass werden willst Du ja auch nicht…
Wir schöpfen gemeinsam mit unseren Lieferanten aus dem vollen Portfolio aller fluorcarbonfreien Alternativen, die sich auf unseren Materialien bewährt haben. Da nicht jede Technologie auf jedem Material gleich gute Funktion bietet, verarbeiten wir diverse Technologien von verschiedenen Anbietern auf den verschiedenen Materialien.
Wir fassen alle fluorcarbonfreien Technologien, die in unseren VAUDE-Produkten verarbeitet werden, unter dem Namen "VAUDE Eco Finish" zusammen.
In unserem Webshop bieten wir einen speziellen Filter an, damit du unsere PFC-frei ausgerüsteten Produkte leichter finden kannst.
Die Produkte, für die wir noch keine funktionierende Eco-Finish-DWR gefunden haben, imprägnieren wir mit einer C6-DWR.
C6 gilt als umweltfreundlichere Alternative zu C8. Es enthält nur sechs Kohlenstoffatome und kann kein PFOA bilden. Weil C6 allerdings kürzere Molekülketten hat, ist es mobiler und verbreitet sich schneller als C8 über die globalen Wasserwege. Es ist also wirklich nur eine Brücken- (oder besser-Krücken!) Technologie, die wir schnellstens durch Eco Finish ersetzen wollen.
Bei VAUDE betrifft das vor allem noch Zelte, Rucksäcke und einige Schuhe.
Für VAUDE Produkte gilt die VAUDE Manufacturing Restricted Substance List (MRSL), die Verwendungsverbote strengste Grenzwerte vorgibt. Auch das bluesign® system reguliert die Verwendung von PFC sehr streng.
»Es bleibt ein Kraftakt, aber wir sind stolz darauf, dass wir schon sehr viele Materialien erfolgreich auf PFC-freie DWR umgestellt haben.«
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