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Nachhaltigkeitsbericht 2019
veröffentlicht am 01.08.2020

Biologisch abbaubare Kunststoffe

Sind biologisch abbaubare Materialien die Lösung für unsere Plastikverschmutzung?

Bekleidung, die aus biologisch abbaubaren Materialien hergestellt ist, muss am „Lebensende“ entsprechend entsorgt bzw. rückgeführt werden, um ein zirkuläres Wirtschaften zu ermöglichen. Diese Rückführung ist heute industriell flächendeckend aber noch nicht abbildbar. Ist der Einsatz biologisch abbaubarer Materialien in unseren Produkten dennoch sinnvoll?

Als nachhaltiger Outdoorhersteller beschäftigen wir uns aktiv mit der Fragestellung, ob „biologisch abbaubare“ Kunststoffe aus ökologischer Sicht überhaupt für den Einsatz in unseren Produkten geeignet sind. Um diese Frage beantworten zu können, sollte der ökologische Mehrwert biologischer Abbaubarkeit von Kunststoffen durch Untersuchungen unter realen Umgebungsbedingungen nachgewiesen werden.

Zudem erfordert die Herstellung von Kunststoffen – egal ob aus Erdöl oder aus nachwachsenden Rohstoffen – sehr viel Energie. Nur so entsteht ein hochwertiges Material mit vielen funktionellen Eigenschaften. Bevor wir über die biologische Abbaubarkeit dieser Stoffe nachdenken, steht für VAUDE zunächst die Langlebigkeit und Wiederverwendung der eingesetzten Materialien im Fokus.
 
 

Abbaubar bedeutet nicht gleich bioabbaubar

Entgegen vieler Darstellungen erfolgt der biologische Abbau nicht durch Zerfall, Fragmentierung oder die „Auflösung“ des Materials. Einflussfaktoren wie Sauerstoff, UV-Strahlung, Temperatur und Feuchtigkeit sowie mechanische Einwirkungen spielen eine große Rolle.
 
 
Quelle: Eigene Darstellung auf Grundlage von IfBB (2017)


Erst durch die vollständige Verstoffwechselung der einzelnen Bestandteile des Kunststoffs zu Kohlenstoffdioxid, Methan, Wasser, Biomasse und Wärme wird das Material biologisch abgebaut bzw. mineralisiert.


Die Abbaugeschwindigkeit sowie die Abbauprodukte sind abhängig vom Material. Man unterscheidet zwischen aerobem (oxidativem) und anaerobem (reduktivem) Abbau. Beim aeroben Abbau entstehen Kohlenstoffdioxid und Wasser sowie Energie. Beim anaeroben Abbau entstehen Kohlenstoffdioxid und Methan (aber auch H2, NH3) sowie Energie. Umgebungsbedingungen wie Feuchtigkeit und Wärme beeinflussen den Prozess.

 
 

Ist biologische Abbaubarkeit die Lösung für den unvermeidbaren Ausstoß von Mikroplastik bei unseren Produkten?

Es wäre schön, wenn sich der Plastikmüll im Meer oder auf der Mülldeponie einfach selbst abbauen würde. Per se klingt das nach einem vielversprechenden Lösungsansatz zur Beseitigung unseres Plastikmülls in der Umwelt. Doch der biologische Abbau findet in unterschiedlichen Lebensräumen, Zonen und Bedingungen statt. Temperatur und bakterielle Aktivitäten unterscheiden sich stark zwischen Wasser, Boden, Heimkompost und Industriekompost. Das bedeutet, es braucht eine Vielzahl von Testverfahren, welche die realen Umweltbedingungen so gut wie möglich nachstellen. Nur so kann eine tatsächliche biologische Abbaubarkeit nachgewiesen werden.

Während des Gebrauchs können sich kleine Partikel von Outdoor Produkten lösen, beispielsweise Gummi von der Schuhsohle durch Abrieb oder Fasern von einem Fleece-Produkt beim Tragen oder während der Wäsche. Eines unserer Ziele ist es, diese Partikel so zu gestalten, dass sie die Umwelt nicht belasten. Biologische Abbaubarkeit könnte hierfür eine Lösung sein, deshalb verfolgen wir auch zu diesem Teilaspekt die wissenschaftliche Diskussion mit Interesse. Außerdem fördern wir einen aktiven Austausch zur Sinnhaftigkeit der verschiedenen Lösungsansätze in dem Förderschwerpunkt „Plastik in der Umwelt“ sowie innerhalb des Verbundprojekts „TextileMission“.

Was das Umweltbundesamt zum Thema biobasierte und biologisch abbaubare Kunststoffe schreibt, lest ihr hier.


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