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Nachhaltigkeitsbericht 2022
veröffentlicht am 01.08.2023

Detox – der herausfordernde Weg zur Schadstofffreiheit

15. Dezember 2020 – Wir bei VAUDE handeln aus Überzeugung. Wir möchten unsere Welt lebenswert erhalten und setzen uns mit viel Tatendrang dafür ein, dass unsere Produkte so nachhaltig wie möglich hergestellt werden. Wichtige Themen dabei sind die Vermeidung schädlicher Substanzen und der sichere Umgang mit Chemikalien, die für die Herstellung von Funktionsprodukten benötigt werden. 2015 hat VAUDE das Greenpeace Detox Commitment unterschrieben, mit dem Ziel bis 2020 bedenkliche Chemikalien, wie z. B. die umstrittenen PFCs, konsequent aus dem Herstellungsprozess zu eliminieren. Seitdem haben wir sehr viel erreicht. Schon seit 2018 imprägnieren wir unsere Bekleidung PFC-frei; seit 2020 gilt dies auch für sämtliche Schuhe und Rucksäcke. Darüber hinaus haben wir zahlreiche Maßnahmen für einen nachhaltigen Konsum ins Leben gerufen.

Um unserem hohen Anspruch für umweltfreundliche und schadstofffreie Produkte gerecht zu werden, arbeiten wir seit Jahren konstant daran, unsere Herstellungsprozesse in der gesamten Lieferkette so sauber und sicher wie möglich zu machen. Wir sind bereits seit 2001 Partner des bluesign® System und folgen damit einem der strengsten Nachhaltigkeitsstandards für Textilien. Dennoch gab und gibt es kritische Substanzgruppen, die mangels Alternativen zuglassen sind und verwendet werden. Natürlich ist deren Einsatz und Verwendung über Grenzwerte streng geregelt; dennoch haben wir uns freiwillig zum Ziel gesetzt, diese Chemikalien Schritt für Schritt aus den Herstellungsprozessen zu eliminieren.
 
 

»Als Greenpeace 2012 mit der Detox-Kampagne die Outdoorbranche ins Visier nahm, sahen wir eine große Chance darin, dass sich endlich branchenübergreifend etwas bewegt und Alternativen für bedenkliche Chemikalien entwickelt werden. Als einzelne mittelständische Marke hatten wir bis dato nicht genug Einfluss bei den Materialherstellern«

Antje von Dewitz, CEO VAUDE

Im Fokus lag bei den Forderungen von Greenpeace der Verzicht auf poly- und perfluorierten Chemikalien, kurz Fluorcarbone oder PFC genannt. Diese werden zum einen zur Herstellung von Membranen verwendet, die zwischen Stoffschichten eingearbeitet werden, um das Eindringen von Wasser abzuhalten, dabei aber gleichzeitig atmungsaktiv zu halten. Andererseits werden sie auf dem Außenmaterial von Regenprodukten angewandt, um diese dauerhaft wasserabweisend auszurüsten. Der sogenannte Abperleffekt ist das, was eine Regenjacke ausmacht.


2015 haben wir uns mit der freiwilligen Unterzeichnung des Greenpeace Detox Commitment klar dafür ausgesprochen bis 2020 schrittweise auf bedenkliche Chemikalien zu verzichten. Wir wussten, dass dies eine sehr große Herausforderung darstellte, schließlich ging es neben PFCs um weitere zehn kritische Substanzgruppen, deren Verwendung und Freisetzung in die Umwelt es zu vermeiden galt. Darüber hinaus beinhaltet die Selbstverpflichtung einen aktiven Beitrag zu verantwortungsvollen Geschäftsmodellen hin zu einem nachhaltigeren Konsum zu leisten sowie transparent über die Fortschritte und Herausforderungen zu berichten.


»VAUDE nimmt seine unternehmerische Sorgfaltspflicht ernst und ist damit ein lebendes Beispiel dafür, dass Transparenz und Regulierung globaler Lieferketten möglich sind. Es zeigt dem Rest des Outdoor-Sektors auf, wie man sich in Richtung einer zukunftsfähigen Kreislaufwirtschaft bewegt. Hier steht die Substitution gefährlicher Chemikalien an erster Stelle und es gibt Initiativen für ökologisches Design, Haltbarkeit, Vermietung und Reparatur, um die Lebensdauer von Produkten zu verlängern.«

Viola Wohlgemuth, Kampaignerin Konsum - Schwerpunkt Chemie bei Greenpeace e.V.
© Foto: Jiri Rezac/Greenpeace
 
 

Was hat sich in den letzten 5 Jahren getan?

Schrittweise zum PFC-Verzicht

Bereits seit 2011 verwendet VAUDE keine PFCs in Membranen, d. h. im Bereich der Fluorcarbone lag die größte Herausforderung für uns darin, unsere Außenstoffe für Wetterschutzbekleidung mit einer PFC-freien Ausrüstung zu versehen, die dauerhaft und verlässlich die wasserabweisenden Funktionseigenschaften bietet. Durch den öffentlichen Druck der Greenpeace Kampagne kam die gewünschte Bewegung in die Branche und chemische Zulieferindustrie.


»Wir arbeiteten eng mit unseren Produzenten und Lieferanten zusammen, organisierten runde Tische und brachten Partner zusammen, die normalerweise im Wettbewerb stehen. Mit Erfolg: Es kamen vielversprechende, neue Entwicklungen auf den Markt, was im nächsten Schritt bedeutete: testen, testen, testen.«

Bettina Roth, Leiterin Qualitäts- und Chemikalienmanagement bei VAUDE

Denn je nach Oberflächenbeschaffenheit oder Farbe reagieren verschiedene Stoffe unterschiedlich und es galt Prozesssicherheit in der Produktion herzustellen. Mehrere Hundert Materialtests mit den PFC-freien Alternativen waren nötig, um vom Laborversuch in die Praxis zu kommen.
Die komplette VAUDE Bekleidungskollektion rüsten wir bereits seit 2018 PFC-frei aus. Leider mussten wir in der aktuellen Winter-Kollektion 2020 bei zwei Wetterschutzjacken und -hosen auf eine PFC-haltige Ausrüstung zurückgehen, da die gewünschte wasserabweisende Eigenschaft mit den PFC-freien Varianten nicht erreicht werden konnte. Dies war ein Rückschlag, der zeigt wie komplex und herausfordernd der Umstieg auf schadstofffreie Chemikalien nach wie vor ist. Wir freuen uns umso mehr, dass wir es geschafft haben, ab 2021 die Funktionalität mit unserer PFC-freien Eco Finish Ausrüstung wieder sicherzustellen. Sowohl in der Kollektion Sommer 2021 als auch im Winter 2021/22 werden wieder alle unserer Bekleidungs-Produkte vollständig PFC-frei ausgerüstet.

Nachimprägnierung muss sein

Wichtig zu wissen ist in diesem Zusammenhang, dass eine umweltfreundliche, fluorcarbonfreie DWR häufig (noch) nicht so haltbar ist, wie herkömmliche PFC-haltige Varianten. Die Funktionalität lässt sich aber durch regelmässiges Nachimprägnieren nach dem Waschen dauerhaft erhalten. Die Nachimprägnierung sollte mit einem umweltfreundlichen, lösemittel- und fluorcarbonfreien Imprägniermittel durchgeführt werden. Wir sensibilisieren unsere Kunden dafür und geben aktiv Tipps für eine umweltschonende Pflege und bieten darüber hinaus einen professionellen Imprägnierservice an.


Mehr zu wasserabweisende Materialien und Imprägnierung

7 von 11 Substanzgruppen sind eliminiert. Bei 4 haben wir den Ausstieg noch nicht komplett erreicht.

Detox Timeline

Im Bereich Chemikaliensubstitution sind PFCs nur eine von 11 Substanzgruppen, die wir im Fokus haben. 7 Substanzgruppen haben wir bereits vollständig eliminiert. Bei den verbleibenden 4 Gruppen arbeiten wir mit Hochdruck an der Substitution und sind zuversichtlich, dies zu erreichen. Es ist weiterhin unser erklärtes Ziel, Alternativen zu finden, mit denen wir bedenkliche Chemikalien vollständig ersetzen können. Um die Einhaltung unserer Grenzwerte und Bestimmungen sicherzustellen, arbeiten wir mit der sogenannten Manufacturing Restricted Substances List (MRSL). Das ist eine Liste von Substanzen, die entweder komplett verboten sind oder durch Grenzwerte beschränkt werden und die für den gesamten Herstellungsprozess gilt. Es geht also nicht nur darum, ein schadstofffreies Endprodukt zu bekommen, sondern alle Stufen des Herstellungsprozesses zu berücksichtigen, also von der Garnfertigung über die Weberei, Färberei, Beschichtung/Laminierung bis hin zu Ausrüstungen, z. B. für eine wasserabweisenden Abperleffekt auf Oberstoffen des fertigen Produktes.


»100 % Prozent unserer Hauptlieferanten haben unsere MRSL unterschrieben und sich damit zur Einhaltung unserer Forderungen verpflichtet, was über regelmäßige Abwassertests geprüft wird.«

Bettina Roth, Leiterin Qualitäts- und Chemikalienmanagement bei VAUDE

Als Friend der Zero Discharge of Hazardous Chemicals (ZDHC)-Vereinigung halten wir uns dabei an deren Leitfaden zur Prüfung von Abwässern und Klärschlämmen in der textilen Produktion. Wir sind also zuversichtlich, dass wir gemeinsam unser Ziel erreichen, schädliche Chemikalien vollständig aus der Produktion zu verbannen.


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Zukunftsweisende Ideen und Geschäftsmodelle für nachhaltigen Konsum

Nachhaltiger Konsum

Mit der Unterschrift des Detox-Commitment haben wir uns nicht nur zum Verzicht auf schädliche Chemikalien verpflichtet, sondern auch dazu, einen aktiven Beitrag zu neuen, verantwortlichen Geschäftsmodellen mit umweltfreundlichen Produkten für einen nachhaltigeren Konsum zu entwickeln. Hier haben wir viele Maßnahmen und neue Geschäftsmodelle auf den Weg gebracht, um den ökologischen Fußabdruck im Lebenszyklus unserer Produkte so klein wie möglich zu halten. So haben wir mittlerweile z. B. den eBay Upcycling Store – eine Materialbörse für Kreative ins Leben gerufen. Restmaterialien, die in unserer Manufaktur anfallen, werden dort für einen guten Zweck versteigert. Die Plattform ist offen für interessierte Unternehmen aus der Textilbranche, die wir ebenfalls dazu motivieren wollen, wertvolle Materialreste über die Plattform anzubieten, statt diese zu entsorgen. Wir bieten darüber hinaus mit iRentit seit 2017 eine Shareconomy-Plattform, über die man unsere Produkte mieten und damit gemeinsam nutzen kann.


Um den ökologischen Fußabdruck unserer Produkte möglichst klein zu halten setzen wir uns dafür ein, dass sie lange genutzt werden können. Dazu haben wir z. B. das Thema Reparierbarkeit über ein Bewertungssystem fest im Designprozess verankert, denken an Ersatzteile und geben viele praktische Tipps zur Pflege und Reparatur von Produkten. Wir haben eine hauseigene Reparatur-Werkstatt und kooperieren mit Reparaturservices wie ifixit oder den Repair Cafés. Zudem geben wir unsere Erfahrungen und Expertise bezüglich nachhaltigem Unternehmertum seit Mai 2020 über die „VAUDE Academy für nachhaltiges Wirtschaften“ an interessierte Unternehmen, Organisationen und Bildungseinrichtungen weiter.


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