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Nachhaltigkeitsbericht 2023
veröffentlicht am 01.08.2024

Wasserabweisend ohne Fluorcarbone

2021 erstmals 100 % der Bekleidungskollektion mit VAUDE Eco Finish

Performance meets Ecology

Seit der Sommer 2015 Kollektion verwenden wir in der Bekleidungskollektion kein C8 mehr.


In der Saison Sommer 2018 ist es uns erstmals gelungen, nahezu die gesamte VAUDE Bekleidungskollektion PFC-frei mit VAUDE Eco Finish auszurüsten. Auch große Teile des übrigen Produktsortiments sind in dieser Kollektion bereits fluorcarbonfrei imprägniert.


Seit 2021 sind bis auf einige wenige Zelte alle Stoffe unserer Produkte PFC-frei ausgerüstet.


Fluor- was? Was ist überhaupt das Problem mit diesen Fluorcarbonen?

Wir versuchen mal eine ganz einfache Erklärung:


Fluorcarbone kommen auf unserem Planeten Erde in der Natur nicht vor. Die Stoffgruppe der poly- oder perfluorierten chemischen Verbindungen, kurz auch PFC oder PFAS genannt, wurden vom Menschen in den 1960er Jahren erfunden. Seitdem werden sie zum Beispiel auf der Oberfläche von Textilien eingesetzt, um sie wasser-, schmutz- und ölabweisend zu machen. Auch in vielen anderen Industriebereichen werden PFC verarbeitet.


 
 
 
 

Vom Menschen verursachte gefährliche Substanzen

Das Problem an der Sache ist, dass man erst später herausgefunden hat, wie umwelt- und gesundheitsschädlich viele dieser PFC sind. Beispiel PFOA (Perfluoroktansäure), eine der am stärksten kritisierten Substanzen:


Auch dieser Stoff kommt in der Natur nicht vor, wurde aber in Muttermilch, im Blut von Eisbären, auf Gletschern aller Kontinente und selbst in deutschem Trinkwasser nachgewiesen


Inzwischen gibt es Bestrebungen verschiedener Organisationen und Regierungen, PFAS als gesamte Stoffgruppe gesetzlich zu verbieten. Wir unterstützen dieses Vorhaben.

»Wir sind froh, dass PFAS endlich gesetzlich verboten werden sollen und dass dieses Thema nun auch in der breiten Öffentlichkeit angekommen ist. Gesetzliche Regelungen sind wichtig, um die Entwicklung PFAS-freier Alternativen voranzubringen.«

Antje von Dewitz, CEO VAUDE

Entstehung und Verbreitung von PFC

PFOA entsteht im Herstellungsprozess auf Basis der sogenannten C8-Technologie. C8 steht für acht Kohlenstoffatome (C = Carbon). Grob vereinfacht werden diese Kohlenstoffatome durch Fluoratome ersetzt (alle = per-, einige = polyfluoriert) So entsteht ein extrem stabiles und gefährliches Molekül, eine sogenannte PBT-Substanz:


  • P = persistent: Baut sich in der Umwelt nicht oder extrem langsam ab.
  • B = bioakkumulativ: reichert sich über die Nahrungskette im Körper an, meist im Blut oder in der Leber.
  • T = toxisch: ist giftig.

Es ist also keine Chemikalie, die man besonders gern um sich haben möchte. Es gibt viele Studien über gravierende gesundheitliche Folgen von PFC im Körper, auch Krebs.




Wasserkreislauf transportiert PFC überall hin

Ist eine Regenjacke mit C8 imprägniert, können sich Spuren von PFOA darin finden. Ob und wie gefährlich dies für den Benutzer der Jacke ist, ist noch umstritten. Klar ist jedenfalls, dass im Herstellungsprozess von PFC und damit behandelten Materialien PFC in die Umwelt entweichen, meist über das industrielle Abwasser.


Da alles Wasser auf der Erde in großen, unendlichen Kreisläufen von Verdunstung, Regen, Meeresströmungen usw. unterwegs ist, verbreiten sich die PFC so auf der ganzen Welt. Das weiß man schon lange, aber erst die Greenpeace Detox Kampagne hat dieses Thema in der Öffentlichkeit bekannt gemacht.


Die EU prüft ein Verbot von Perfluoroktansäure (PFOA), aber bisher gibt es nur in Norwegen einen gesetzlichen Grenzwert. Man darf PFC also weiterhin völlig legal verarbeiten.


Umso wichtiger finden wir unsere eigene Verantwortung als Outdoor-Marke, freiwillig schnellstens auf alle PFC in unseren Produkten zu verzichten.


Imprägnierung muss sein

Durch die sogenannte Durable Water Repellency (DWR) werden textile Oberflächen imprägniert, damit Wasser abperlt. Ohne diese Oberflächenbehandlung würde sich der Oberstoff mit Regenwasser vollsaugen, was trotz der oft eingearbeiteten wasserdichten Membran zu einem klammen, feuchten Gefühl beim Tragen führen kann. Bei extremen Regensituationen kann es sogar passieren, dass Regenwasser in das Jackeninnere gesaugt und damit die Innenjacke nass wird.


In der Vergangenheit war es technisch fast unmöglich, eine gleichwertig leistungsfähige Imprägnierung ohne PFC herzustellen. Dank innovativer Technologien ist das inzwischen auf den meisten Stoffen kein Problem mehr.


Fakt ist allerdings, dass eine Ölabweisung auf Textilien nur mit Hilfe von PFC erreicht wird. Wir haben uns intensiv damit befasst, ob Outdoor-Produkte diese Funktion wirklich benötigen und uns bei VAUDE dagegen entschieden – für die Umwelt, für Dich.


Fakt ist auch, dass die fluorcarbonfreien DWR häufig nicht so haltbar sind wie die herkömmlichen PFC-haltigen. Deshalb ist Re-Imprägnieren nach dem Waschen nötig, natürlich mit einem fluorcarbonfreien Imprägniermittel. Der erste Blick sollte immer auf das Pflegeetikett deines Produktes gehen; dort steht, wie es am besten gepflegt wird. Mehr zur richtigen Pflege hier


VAUDE übernimmt Verantwortung und hat sich freiwillig verpflichtet, das gesamte Produkt-Sortiment umzustellen. 2021 ist uns das bis auf wenige Ausnahmen im Zeltbereich gelungen.


VAUDE Meilensteine PFAS-Verzicht
 
 

Green Shape Eco Finish - Film:

 
 

Härtetest für Produkte ohne PFC: Spray Test und „Bundesmann“

Unser VAUDE Materialien-Team testet akribisch, welche PFC-freie DWR auf welchem Material für welches Produkt den besten Abperleffekt bietet. Der übliche Maßstab dafür ist der sogenannte Spray Test. Zusätzlich dazu testen wir immer auch Abriebfestigkeit und Waschbeständigkeit der DWR, und wie viel Wasser das Material bei einem simulierten Starkregen aufnimmt – die sogenannte Water Absorbency in Anlehnung an den „Bundesmann“ Test.

Entscheidung pro Eco Finish, Beispiel Cyclist Jacket:

Entscheidung pro Eco Finish

Entscheidung contra Eco Finish, Beispiel Escape Light Jacket – bis Sommerkollektion 2017:

Contra Ecofinish

Neue Entscheidung Eco Finish, Beispiel Escape Light:

Neue Entscheidung Eco Finish

Am Beispiel der Escape Light Jacket lässt sich unser Verfahren sehr gut erläutern. Bis Sommer 2017 war die getestete Wasseraufnahme zu hoch, deshalb haben wir den Stoff für diese Kollektion nicht auf EcoFinish umgestellt.

Wir haben dann intensiv mit unserem Stofflieferanten und dem DWR Lieferanten an der Performance gearbeitet, so dass wir nun eine deutlich geringere Wasseraufnahme erzielen und den Stoff seit der Sommer 2018 Kollektion PFC-frei ausrüsten.

Das ist ein langer und aufwändiger Prozess, den wir nur gemeinsam mit den Herstellern der Materialien, der DWR-Chemikalien und Expert*innen von Universitäten und Industrieverbänden vorantreiben können. Nur die Materialien, die volle Performance bieten, setzen wir in der Kollektion ein. Nass werden willst Du ja auch nicht…

 
 

Großer Erfolg, große Herausforderungen

Wir sind stolz darauf, dass wir inzwischen fast alle Materialien erfolgreich auf PFC-freie DWR umgestellt haben:

Seit der Sommerkollektion 2021 werden alle wasserdichten und wasserabweisenden Bekleidungs-Produkte standardmäßig PFC-frei mit Eco Finish ausgerüstet. Das ist ein großer Erfolg und ein Durchbruch für VAUDE.


Aber “nobody is perfect” und die Herausforderungen in der täglichen Praxis erfordern ab und zu einen Rückschritt. Wir waren z. B. bereits in der Sommerkollektion 2018 mit allen Bekleidungsstoffen PFC-frei. In der Produktion mussten wir dann aber bei je zwei Jacken- und Hosenmodellen in den sauren Apfel beißen: Obwohl die mit Eco Finish ausgerüsteten Stoffe alle Labortests bestanden hatten, erfüllten die Produkt-Muster bei Tragetests (z. B. beim Skitourengehen oder Winter-Biken bei nassem Wetter) unsere Anforderungen nicht. Deshalb rüsteten wir diese vier Produkte zunächst wieder mit PFC (C6) aus. 2021 gelang dann der ersehnte PFC-Ausstieg bei allen Bekleidungsstoffen.


Bei den Zelten ist die Suche nach PFC-freien Alternativen, die unseren Anforderungen an Funktionalität standhalten, nach wie vor sehr herausfordernd. Wir haben große Teile der Zeltmodelle bereits umgestellt, den vollständigen Ausstieg werden wir voraussichtlich 2025 abschließen.


Anteil Eco Finish (PFC-frei) bei wasserdichten und wasserabweisenden Produkten je Saison und Produktbereich

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Eco Finish steht für Performance

Eco Finish

Wir schöpfen gemeinsam mit unseren Lieferanten aus dem vollen Portfolio aller fluorcarbonfreien Alternativen, die sich auf unseren Materialien bewährt haben. Da nicht jede Technologie auf jedem Material gleich gute Funktion bietet, verarbeiten wir diverse Technologien von verschiedenen Anbietern auf den verschiedenen Materialien.


Wir fassen alle fluorcarbonfreien Technologien, die in unseren VAUDE-Produkten verarbeitet werden, unter dem Namen "VAUDE Eco Finish" zusammen.


In unserem Webshop bieten wir einen speziellen Filter an, damit du unsere PFC-frei ausgerüsteten Produkte leichter finden kannst.



C6 PFC als Brücken-Technologie

Die Produkte, für die wir noch keine funktionierende Eco-Finish-DWR gefunden haben, imprägnieren wir mit einer C6-DWR.


C6 gilt als umweltfreundlichere Alternative zu C8. Es enthält nur sechs Kohlenstoffatome und kann kein PFOA bilden. Weil C6 allerdings kürzere Molekülketten hat, ist es mobiler und verbreitet sich schneller als C8 über die globalen Wasserwege. Es ist also wirklich nur eine Brücken- (oder besser-Krücken!) Technologie, die wir schnellstens durch Eco Finish ersetzen wollen.


Bei VAUDE betrifft das noch wenige Zelte.


Für VAUDE Produkte gilt die VAUDE Manufacturing Restricted Substance List (MRSL), die Verwendungsverbote und strengste Grenzwerte vorgibt. Auch das bluesign® system reguliert die Verwendung von PFC sehr streng.


»Es bleibt ein Kraftakt, aber wir sind stolz darauf, dass wir schon den überwiegenden Teil unserer Materialien erfolgreich auf PFC-freie DWR umgestellt haben.«

Antje von Dewitz, Geschäftsführerin VAUDE
GRI:   301-1
Eingesetzte Materialien nach Gewicht oder Volumen
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Studie zur guten Performance PFC-frei ausgerüsteter Outdoorprodukte:
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