Entwaldung bezeichnet den Verlust von Waldflächen, die nicht durch nachhaltige Forstwirtschaft oder Wiederaufforstung ausgeglichen werden können. Demnach kann Entwaldung als dauerhafte Umwandlung von Waldflächen durch menschliche Aktivitäten wie Rodung, Abholzung und Brandrodung in andere Landnutzungsformen definiert werden. Warum ist es wichtig die weltweite Entwaldung zu stoppen?
Wälder sind von entscheidender Bedeutung für die Stabilisierung unseres Klimas. Sie regulieren Ökosysteme, schützen die biologische Vielfalt, sichern Lebensräume für die verschiedensten Arten von Pflanzen, Tieren und Pilzen und spielen eine wichtige Rolle bei der Beseitigung von Kohlendioxid aus unserer Atmosphäre.
Kurz vor der 15. Weltnaturkonferenz (COP 15) einigten sich das Europäische Parlament und der Europäische Rat vorläufig über eine EU-Verordnung über entwaldungsfreie Lieferketten (EUDR).
Das bedeutet, dass bestimmte Waren, die in der EU in Verkehr gebracht werden, nicht länger zur Entwaldung und Waldbeschädigung in der Welt beitragen dürfen. Seit dem 29. Juni 2023 ist die EUDR in Kraft und ist das erste Gesetz seiner Art. Der produktbezogene Anwendungsbereich bezieht sich dabei auf:
Gemäß der Verordnung muss jeder Marktteilnehmer oder Händler, der Folgeprodukte aus den oben genannten Rohstoffen wie beispielsweise Leder, Schokolade, Reifen oder Möbel auf den EU-Markt bringt oder aus der EU ausführt, nachweisen können, dass die Produkte nicht von kürzlich abgeholzten Flächen stammen oder zur Waldschädigung beigetragen haben. Mehr dazu hier.
Diese Beschlüsse sind wichtig und notwendig, denn die planetaren Belastbarkeitsgrenzen zeigen deutlich, dass der sichere Handlungsspielraum in Bezug auf die Biodiversität sowie den Landnutzungswandel längst verlassen wurde.
VAUDE verfolgt das Ziel, Waldflächen weltweit in unseren Lieferketten zu erhalten und zu schützen sowie eine nachhaltige Nutzung sicherzustellen, die die Biodiversität und die ökologischen Funktionen des Waldes fördert.
Vom Rohstoff bis zum fertigen Produkt haben viele Schritte in der gesamten Wertschöpfungskette einen direkten oder indirekten Einfluss auf die Natur, die Biodiversität und die Änderung von Landnutzungsformen.
Aus diesem Grund prüfen wir, wo in der Lieferkette ein Risiko für Entwaldung besteht und mit welchen Maßnahmen wir das Risiko minimieren können. Mit Zertifizierungen wie dem GOTS Standard für sämtliche bei VAUDE eingesetzte Biobaumwolle ist VAUDE bereits gut aufgestellt, was Naturfasern betrifft. Das ist aber erst der Anfang: Unser Ziel ist, einen vollständigen Überblick über Auswirkungen der Tätigkeiten von VAUDE auf die Biodiversität und Landnutzungs-Änderungen zu erreichen.
Als einen ersten Schritt haben wir bei VAUDE die strategische Zielsetzung festgelegt, entwaldungsfreie Lieferketten sicherzustellen.
In 2023 haben wir dazu eine Masterarbeit für tiefere Einblicke Rund um das Thema Entwaldung und die Erarbeitung einer umfassenden Risikoanalyse und von Handlungsempfehlungen zur Gewährleistung von entwaldungsfreien Lieferketten in Auftrag gegeben. Erstellt wurde die Masterarbeit mit dem Titel „Erarbeitung von Handlungsempfehlungen zur Gewährleistung von entwaldungsfreien Lieferketten - Vermeidung von Deforestation auf Basis von Science Based Targets for Nature und weiteren Frameworks, Tools und Initiativen für unternehmerisches Biodiversitäts-Management“ von Isabell Rzepecki im Rahmen des Studiengangs „Ökologische Landwirtschaft“ an der Universität Kassel/Witzenhausen.
Teil der umfassenden Risikoanalyse ist die gründliche Untersuchung der Rohstoffe, angefangen bei den natürlichen Materialien bis hin zu den Verpackungen. Dabei wird eine umfassende Analyse der ökologischen Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Anbau dieser Rohstoffe eingeschlossen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf den verschiedenen Standorten in der Lieferkette von VAUDE. Unsere fünf wichtigsten Produktionsländer (Taiwan, Vietnam, China, Portugal, Italien) werden einer detaillierten Analyse unterzogen, die historische Entwaldungsmuster ebenso berücksichtigt wie Gründe für Entwaldung im Kontext industrieller Produktion. Der Hauptsitz von VAUDE bildet einen weiteren bedeutenden Risikobereich, der im Hinblick auf die Verwendung von Büromaterialien und Holz einer intensiven Analyse unterzogen wird. Abschließend widmet sich die Risikoanalyse der Marke VAUDE selbst. Unternehmensstrategien und Policies werden auf ihre Auswirkungen im Kontext der Entwaldung hin untersucht.
Die Ergebnisse der Risikoanalyse zeigen, dass keines der analysierten Naturmaterialien ein signifikantes Entwaldungsrisiko aufweist. Allerdings weisen Wolle, Naturkautschuk sowie konventionelle Baumwolle ein mittleres Risiko auf. Bei der Produktausstattung und den Verpackungen weisen lediglich zwei Ausstattungsgegenstände ein mittleres Risiko auf wohingegen bei den Verpackungen eine Kartonage ein hohes Entwaldungsrisiko sowie sechs weitere Kartonagen ein mittleres Risiko aufweisen. Die Standorte Taiwan und Vietnam weisen ein mittleres Risiko auf, China und Portugal weisen ein niedriges Entwaldungsrisiko und Italien sogar kein Entwaldungsrisiko auf. Für den Standort in Obereisenbach konnte aufgrund der unvollständigen Datenlage keine Risikobewertung durchgeführt werden und auch bei der Formulierung einer entsprechenden Policy kommt die Risikoanalyse zu dem Ergebnis, dass diese noch aufgesetzt werden muss, um das Risiko zu minimieren.
Eine große Herausforderung bleibt es nach wie vor, mehr Transparenz in die Produktion von Vorprodukten wie z.B. chemischen Hilfsstoffen und deren mögliche Auswirkungen auf die Natur zu bekommen. Hier fehlt uns aktuell noch der Einblick.
Über unsere Fortschritte auf dem Weg zur Sicherstellung von entwaldungsfreier Lieferketten werden wir in den kommenden Nachhaltigkeitsreports berichten.
GRI: | 304-1 |
GRI: | 304-2 |
GRI: | 304-3 |
GRI: | 304-4 |