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Nachhaltigkeitsbericht 2023
veröffentlicht am 01.08.2024

Produktion in Myanmar

Gemeinsam mit unseren Produzenten setzen wir uns in Myanmar für den Erhalt von Arbeitsplätzen und guten Arbeitsbedingungen ein. Seit dem Militärputsch halten wir diese langjährigen Partnerschaften aufrecht, weil wir der Meinung sind, dass wir die Menschen im Land unterstützen können, indem wir dazu beitragen, ihre Arbeitsplätze zu erhalten.

Produktion in Myanmar – Loyale Partnerschaft

VAUDE hat in Myanmar zwei taiwanesische Produktionspartner, die in drei Fabriken VAUDE Produkte herstellen.


 
 

Wahrung der Sorgfaltspflichten – trotz Krise

Wir sind uns über die Risiken, die Myanmar als Produktionsland mit sich bringt, bewusst und betreiben einen großen Aufwand, damit die Produktionsstätten unseren hohen Ansprüchen zur Einhaltung von Sorgfaltsplichten gerecht werden. Seit dem Militärputsch im Februar 2021 halten wir unsere langjährigen Partnerschaften aufrecht, weil wir der Meinung sind, dass wir die Menschen im Land am besten unterstützen können, wenn wir dazu beitragen, Arbeitsplätze und damit den Lebensunterhalt der Arbeiter*innen zu sichern. Wir stehen in engem Austausch mit unseren Partnern, haben Transparenz über die Produktionsstätten und kennen die Arbeitsbedingungen. Wir bekommen regelmäßige Updates zu der Lage vor Ort und bewerten die Situation fortlaufend.

 
 

Position von Fair Wear zur Produktion in Myanmar

VAUDE ist seit 2010 Mitglied von Fair Wear (FW), einer unabhängigen Multistakeholder-Organisation mit den strengsten Standards im Bereich sozialer Verantwortung in der textilverarbeitenden Industrie. Alle Produktionsstätten in Myanmar wurden bis zum Militärputsch regelmäßig von FW geprüft. Auf Grundlage externer Untersuchungen und eines Dialogs mit verschiedenen Interessengruppen hat die FW im Februar 2023 eine Neubewertung der Menschenrechtssituation vorgelegt. FW-Mitgliedsmarken sollen das Land entweder in Form eines verantwortungsvollen Ausstiegs verlassen oder bei einem Verbleib im Land darstellen, wie die Sorgfaltspflichten nachweislich eingehalten werden können.

 
 

HRDD Plan, um unseren menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten nachzukommen

In Zusammenarbeit mit anderen FW-Mitgliedsunternehmen haben wir einen detaillierten Human Rights Due Diligence (HRDD)-Plan erarbeitet, um sicherzustellen, dass wir unseren Sorgfaltspflichten (wie in der Fair Wear Guidance beschrieben) nachkommen können. Dreimal im Jahr reichen wir bei Fair Wear, wie gefordert, einen Fortschrittsbericht zum HRDD-Plan und zur Einhaltung der Sorgfaltspflichten ein.


Ein Bestandteil unseres HRDD-Plans ist zum Beispiel die Möglichkeit, dass sich Arbeiter*innen über Beschwerdehotlines bei Fair Wear melden können, falls es Unregelmäßigkeiten geben sollte. Diese Beschwerdehotlines waren und sind weiterhin aktiv und werden vom burmesischen Fair Wear Team in Zusammenarbeit mit den Mitgliedsunternehmen bearbeitet. Darüber hinaus haben Arbeiter*innen die Möglichkeit die Beschwerdehotlines des MADE-Projekts zu nutzen. In der Vergangenheit haben sich diese Möglichkeiten, Beschwerden zu adressieren bewährt: Jede Beschwerde wird ernst genommen und zeitnah bearbeitet.


Auch die Audits, die ein weiterer wichtiger Baustein unseres HRDD-Planes sind, werden weiterhin vor Ort in den Fabriken durchgeführt.


Außerdem besuchen unsere eigenen Mitarbeiter*innen die Produktionsstätte regelmäßig und arbeiten eng mit den Produktionsstätten zusammen, um dem erstellten HRDD Plan nachzukommen.


Vorbildliches internes Beschwerdesystem

Unsere CSR-Mitarbeiter*innen haben unseren langjährigen Partner in Myanmar unterstützt ein funktionierendes internes Beschwerdesystem einzuführen.
 
 

Stakeholder vor Ort

Seit dem Militärputsch ist Fair Wear nicht mehr vor Ort aktiv in Myanmar. Vor Ort arbeiten wir eng mit SMART, dem MADE Projekt und EuroCham, der europäischen Handelskammer, zusammen. Schon seit 2015 arbeiten wir in Myanmar mit SMART zusammen. SMART ist ein von der EU finanziertes Projekt zur Verbesserung von Arbeits- und Umweltstandards in der Textilindustrie in Myanmar. Im Dezember 2022 startete das von der EU mit 3 Millionen Euro geförderte MADE-Projekt (The Multi-Stakeholder Alliance for Decent Employment), ein langfristiges Vor-Ort Programm, an dem 200 Fabriken teilnehmen und über welches mindestens 50.000 Arbeitsplätze in Myanmar erhalten werden sollen. Das MADE-Projekt umfasst sämtliche Aspekte zur Einhaltung sozialer Standards, Audits und Trainings am Arbeitsplatz sowie Beschwerdehandling. Mitarbeiter*innen von SMART besuchen vor Ort die Fabriken. Alle drei Fabriken, die für uns in Myanmar produzieren, nehmen am MADE-Programm teil.

 
 

Lohnniveau bei unseren Produzenten in Myanmar

Ein weiterer wichtiger Bestandteil des HRDD-Plans sind die Maßnahmen, die ergriffen werden, um Risiken auf Fabrikebene, wie zum Beispiel niedrige Löhne, anzugehen. Bei diesem Thema müssen Marken, die weiterhin in Myanmar arbeiten, nachweisen, dass sie über die Einhaltung der Mindestanforderungen hinausgehen.


Seit 2018 beträgt der Mindestlohn in Myanmar 4.800 Kyat pro Tag. Mit Ausnahme einer minimalen Erhöhung von 1000 Kyat/Tag im Oktober 2023 gab es sonst keine Erhöhung des Mindestlohns. Der neue Mindestlohn beträgt 5.800 Kyat pro Tag.


Die nationale Gewerkschaft CTUM fordert einen existenzsichernden Lohn von 10.000 Kyat pro Tag. Gemeinsam mit unserem langjährigen Partner Tah Hsin konnten wir mit der Produktion der Winter Kollektion 2024 einen existenzsichernden Lohn einführen. Mehr dazu hier


 
 

Verantwortungsvoller Rückzug

Da bei einem unserer Partner (mit zwei Produktionsstätten in Myanmar) die Einhaltung der Sorgfaltspflichten nicht unseren strengen Anforderungen entspricht, werden wir bis Ende 2024 die Produktion dort beenden und einen verantwortungsvollen Rückzug durchführen. Einen Teil der Produktion verlagern wir zu unserem weiterhin bestehenden Produzenten in Myanmar.

Ein wichtiger Bestandteil unseres HRDD-Plans ist die Möglichkeit, dass sich Arbeiter*innen über Beschwerdehotlines bei Fair Wear oder MADE melden können, falls es Unregelmäßigkeiten geben sollte. Diese Möglichkeit, Beschwerden zu adressieren, hat sich bewährt. Wir nehmen jede einzelne Beschwerde sehr ernst und kümmern uns um jeden Fall. In der Vergangenheit gab es in den beiden Fabriken immer wieder Beschwerden, die wir fortlaufend bearbeitet haben. Ein Teil der vorgesehenen Verbesserungsmaßnahmen wurde leider trotz unserer umfangreichen Bemühungen nicht in vollem Umfang realisiert. Trotz wiederholter eindringlicher Aufforderungen an die Fabrikleitung mussten wir feststellen, dass es zu wenig Bereitschaft zu deren vollständiger Durchsetzung gibt. Das entspricht nicht unseren strengen Anforderungen zur Einhaltung der Sorgfaltspflichten an unsere Produzenten. Darüber hinaus gab es vermehrte Qualitätsprobleme in der Verarbeitung unserer Produkte.


Wir haben uns deshalb Ende 2023 dazu entschlossen, die Zusammenarbeit mit diesem Produzenten zu beenden und einen verantwortungsvollen Ausstieg aus der Produktion durchzuführen. Wir haben einen detaillierten Exit-Plan formuliert und Maßnahmen ergriffen, die Produktion unter Einhaltung all unserer Sorgfaltspflichten schrittweise zu verringern. In Zusammenarbeit mit anderen Fair Wear Mitgliedern werden wir uns auch maßgeblich darum kümmern, dass ausstehende Lohnzahlungen korrekt getätigt werden. Ende 2024 wird die Zusammenarbeit beendet.


Wir sind uns darüber im Klaren, dass unser Rückzug aus der Produktion zum Verlust von Arbeitsplätzen führen kann. Im Rahmen des Exitplanes erarbeiten wir verschiedene Optionen für die Arbeiter*innen im Falle von Kündigungen oder Fabrikschließung, dazu zählen Weiterbildungsprogramme oder mögliche Arbeitsplatzvermittlungen an andere Produktionspartner.


Seit wann produziert VAUDE in Myanmar?

VAUDE hat sich 2003 dazu entschieden, einen Teil der Produktion nach Myanmar zu verlegen. Der Grund war, dass unser Partner dringend Kunden brauchte, um die Produktionsstätte dort zu erhalten. Mit diesem Partner (mit einer Produktionsstätte in Myanmar) arbeiten wir nach wie vor zusammen.

Unser Partner fing bereits 1999 an, in Myanmar zu produzieren, damals hauptsächlich für den amerikanischen Markt. Nachdem die USA 2003 eine Handelssperre für Myanmar verhängten, brachen viele Kunden für unseren Partner weg. Deshalb hat uns der Produzent gefragt, ob wir einen Teil der Produktion nach Myanmar verlegen würden. Aufgrund der Handelssperre hatte der Betrieb in Myanmar Existenzprobleme und brauchte dringend neue Kunden. Um die Arbeitsplätze dort zu erhalten, hat sich VAUDE 2003 dafür entschieden, Aufträge in Myanmar zu platzieren. Seitdem lassen wir einen Teil unserer Produkte in dieser Produktionsstätte in Myanmar produzieren.


GRI:   414-2
Negative soziale Auswirkungen innerhalb ihrer gesamten Lieferkette und ergriffene Maßnahmen
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