Bis ein Produkt fertig zum Verkauf steht, sind viele verschiedene Partien beteiligt. An vielen Stellen entstehen Kosten und am Ende sollten diese natürlich über die Verkaufserlöse gedeckt sein.
Nehmen wir einmal an, Du kaufst Dir eine VAUDE-Jacke für 200 € in Deutschland. Was stecken für Kosten darin und wieviel daran erhalten die Produzenten, wir als Marke, der Handel und nicht zuletzt der Staat über die Mehrwertsteuer?
Im Schaubild anbei zeigen wir dir, wie sich unser Verkaufspreis zusammensetzt.
Von den 200 € Verkaufspreis, den du beim Händler bezahlst, gehen 19 % (38 €) als Mehrwertsteuer an den Staat. Aus dem Staatshaushalt werden Ausgaben wie Schulen, Straßen, Krankenhäuser etc. finanziert. Hier erfährst du, wofür der Staat die Steuereinnahmen verwendet.
Dem Händler bleiben 81 % (162 €) von den 200 €, die du ihm für die Jacke gezahlt hast. Davon kauft der Händler die Jacke von uns als Marke ein, das macht ungefähr 43 % (86 €) vom Verkaufspreis aus. Dem Händler selbst entstehen zudem Kosten, um seine Mitarbeiter, die Miete, Energie etc. zu bezahlen. Das sind ungefähr 36 % (72 €) des Verkaufspreises. An Gewinn bleiben dem Händler ungefähr 2 % (4 €) des Verkaufspreises.
Von den 43 % (86 €) des Verkaufspreises, den wir vom Händler für den Verkauf der Jacke an ihn erhalten, bezahlen wir den Produzenten, ca. 23 % (46 €) des Verkaufspreises und decken unsere Kosten für Produktentwicklung, Mitarbeiter, Gebäude, Energie, Transport, Zölle etc. Das macht ungefähr 17 % (34 €) des Verkaufspreises. Als Gewinn bleiben uns ungefähr 3 % (6 €). Den Großteil unseres Gewinns investieren wir direkt ins Unternehmen und in die nachhaltige Unternehmensstrategie.
Auch der Produzent hat Kosten für Mitarbeiter*innen, Gebäude, Maschinen, Energie etc., die er durch den Preis, den wir als Marke ihm zahlen, decken muss. In den 20 % (40 €) Kosten beim Produzenten sind auch die Kosten aus der vorgelagerten Lieferkette zur Materialbeschaffung enthalten. Als Gewinn bleiben dem Produzenten ungefähr 3 % (6 €) des Verkaufspreises.
Klar, dabei geht es zunächst um den Preis, den du als Kund*in für ein Produkt bezahlst. Diesen Preis kannst du beurteilen – zum Beispiel als hoch oder niedrig, gut oder schlecht, fair oder unfair. Für eine Beurteilung muss der Preis ins Verhältnis zu einem anderen Wert gesetzt werden – der Leistung, die das Produkt bietet. Bei unserem Beispiel einer Outdoorjacke wäre das zum Beispiel der Schutz vor Wind und Regen, die Qualität der eingesetzten Materialien, die Langlebigkeit der Jacke und natürlich auch das Design und weitere, spezielle Eigenschaften des Produktes. Neben Funktionalität, Qualität und Design gibt es auch noch eher „unsichtbare“ Leistungen wie Nachhaltigkeit und Partnerschaftlichkeit, also die ökologische und soziale Verantwortung entlang der ganzen Lieferkette. All diese Leistungen sollen nun in einem fairen Verhältnis zum Preis stehen, den du bezahlst und hier wird es kompliziert.
Der Preis allein sagt kaum etwas über die Gegenleistung aus. Sogenannte „Billigpreise“ basieren oftmals auf der Ausbeutung von Menschen im Herstellungsprozess, gehen zu Lasten der Umwelt oder stehen für mindere Qualität. Das heißt, nicht alle Kosten, man spricht hier von „wahren“ Kosten, werden im Preis abgebildet. Leider ist ein vergleichsweise hoher Preis aber kein Garant für Nachhaltigkeit und Qualität. Um beurteilen zu können, wann Preis und Leistung stimmen und ob die „wahren“ Kosten abgebildet werden, benötigt es mehr transparente Informationen über Herstellungsprozesse.
Ein Beispiel: Das PVC-freie Hauptmaterial unserer Made in Germany Radtaschen ist bis zu 80 % teurer als das wegen Weichmachern umstrittene PVC-haltige Material. Für die geplante Umstellung unserer Softshelljacken auf Recycling-Polyester, aus wiederverwerteten PET-Flaschen, rechnen wir mit ca. 10 % Aufschlag in der Materialbeschaffung im Vergleich zu neu hergestelltem Polyester.
Weitere Mehrkosten entstehen für aufwendige Chemikalien-Managementsysteme und Umweltzertifikate, bei denen es um Ressourcenschonung und möglichst große Schadstofffreiheit in der Materialherstellung und in Produktionsprozessen geht. Dazu kommen Kosten für Umweltmanagement-Trainings und natürlich für faire Lohnzahlungen in Produktionsbetrieben, deren Einhaltung regelmäßig überprüft werden. Zudem haben wir Mehrkosten für verschiedenste Maßnahmen rund um nachhaltige Produkte in Forschung und Entwicklung, für unser hohes Engagement für eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, indem wir z. B. unterschiedlichste Teilzeitmodelle und eine Kinderbetreuung anbieten oder für unser Engagement für gesunde Mitarbeiter*innen, die wir z. B. durch Sportangebote und unsere Bio-Kantine unterstützen. Und nicht zuletzt haben wir Mehraufwände für Klimakompensationszahlungen für nicht vermeidbare Emissionen am deutschen Firmenstandort.
Von den gesamten Mehrkosten, die für diese Maßnahmen entstehen, können wir lediglich einen geringen Anteil weitergeben, da die Bereitschaft für höhere Preise im Handel und bei den Endkunden*innen ihre Grenzen hat. Hier verzichten wir zum Teil bewusst auf Gewinne. Das können wir nur machen, indem wir an anderen Stellen Ausgaben vermeiden und zum Beispiel im Marketing auf teure Werbemaßnahmen verzichten oder keine hohen Gewinnausschüttungen an externe Anteilseigner auszahlen, da wir ein familiengeführtes Unternehmen sind.
Unternehmen, die diese Nachhaltigkeits-Aspekte vernachlässigen, sparen sich erhebliche Kosten. Diese entfallen aber nicht einfach, sondern sie werden lediglich externalisiert, also an andere weitergegeben. Werden Flüsse mit Chemikalien aus der Textilfärbung verseucht, weil keine Klärsysteme existieren oder wird in Betrieben auf Arbeitsschutzmaßnahmen oder Sozialleistungen verzichtet, wird damit rücksichtslos in Kauf genommen, dass Natur zerstört wird und Arbeiter*innen ein menschenunwürdiges Leben führen müssen. Die wahren Kosten tragen also nicht die Unternehmen, die diese Produktionsstätten beauftragt haben und damit Schäden verursachen. Diese Form der Kostensenkung geht zu Lasten der Natur und den Menschen im Herstellungsprozess. Den Preis und die wahren Kosten, um zerstörte Natur und Lebensräume später wiederherzustellen oder dadurch krank gewordenen Menschen zu helfen, zahlen dann unbeteiligte Parteien, die Allgemeinheit und zukünftige Generationen.
Bei der Preisfindung für unsere Produkte müssen wir uns am Marktpreis orientieren. Es gibt z. B. sogenannten Eckpreislagen, wie eine 100 Euro Wanderhose oder unser Beispiel der Regenjacke für 200 Euro. Unsere Kunden*innen vergleichen unsere Produkte mit anderen Anbietern in diesem Preissegment, daher sind Preissteigerungen ein sensibles Thema. Nachhaltigkeitskriterien werden von vielen Menschen als gut und wichtig erachtet und rücken beim Einkauf zunehmend in den Fokus. So lag z. B. der Anteil der Personen in Deutschland, die bereit sind, für umweltfreundliche Produkte mehr zu bezahlen, laut der Allensbacher Markt- und Werbeträger-Analyse (AWA 2023) im Jahr 2023 bei ca. 23 % gestiegen. Wir haben dennoch die Erfahrung gemacht: Wenn es beim Kaufprozess von Outdoorprodukten zur tatsächlichen Kaufentscheidung kommt, ist nach wie vor häufig der Preis ausschlaggebend.
»Viele Menschen möchten mit gutem Gewissen konsumieren. Wenn es an die tatsächliche Kaufentscheidung geht, entscheidet aber nach wie vor häufig der Preis; schließlich sieht man es vielen Produkten nicht an, wie sie hergestellt wurden. Hier wollen wir unseren Kunden*innen Transparenz bezüglich der Herstellungskriterien bieten und ein bewusstes Kaufverhalten fördern.«
»Gerne würden wir dem Wunsch vieler Konsumenten*innen nachkommen und noch mehr Produkte in Deutschland produzieren. Beim Großteil unserer Bekleidung ist das leider keine Option. Die Herstellung von Funktionsbekleidung ist technisch sehr anspruchsvoll und zeitintensiv. Abgesehen davon, dass es die dafür notwendigen Nähbetriebe gar nicht mehr in Deutschland gibt, müssten wir mindestens mit einer Verdoppelung der aktuellen Verkaufspreise rechnen. Damit wären wir in der Outdoorbranche nicht mehr wettbewerbsfähig.«
Es gibt viele Gründe, die dafürsprechen, unsere Bekleidungsprodukte wieder verstärkt in Deutschland herzustellen. Wir könnten CO2-Emissionen und kapitalintensive Vorfinanzierungen durch kürzere Transportwege minimieren, hätten durch die Nähe zu Produzenten die Möglichkeit, flexibler auf Nachfragen zu reagieren und Produktionsmengen anzupassen. All das wäre auch betriebswirtschaftlich von Vorteil. Leider stehen demgegenüber die Lohnkosten. Würden wir unsere Bekleidung in Deutschland produzieren, würden sich die Produktionskosten im Durchschnitt mehr als verdreifachen. Der Verkaufspreis müsste sich mindestens verdoppeln, um als Unternehmen wirtschaftlich zu bleiben.
Selbst wenn die Bereitschaft der Kund*innen vorhanden wäre, diese Preise zu bezahlen, wäre eine Produktion in Deutschland aktuell gar nicht möglich. Der Großteil der Bekleidungsindustrie hat sich Ende der Achtzigerjahre nach Asien verlagert. Das bedeutet, Produktionsbetriebe für Funktionsbekleidung in höheren Stückzahlen, gibt es in Deutschland nicht mehr. Hinzu kommt, dass sich die Produktion der zu verarbeitenden Materialien auch größtenteils in Asien befindet. Die Materialien für die Produktion in Deutschland müssten also hierher transportiert werden. CO2-Einsparung durch weniger Transportwege gäbe es nur, wenn auch die Zulieferindustrie rückverlagert würde. All das ließe sich langfristig vielleicht umsetzen. Bleibt die Frage, ob die Rückholung bzw. der Wiederaufbau der Textilindustrie in Deutschland wirklich nachhaltiger wäre, denn dadurch würden in Asien Arbeitsplätze verlorengehen und Globalisierung kann ja auch eine Chance dafür sein, dass Menschen weltweit einen guten Lebensstandard erreichen.
Aus all diesen Gründen liegt unser Fokus im Moment schwerpunktmäßig weniger auf der Frage, wo wir Bekleidung produzieren, sondern wie: Wir engagieren uns als Mitglied von Fair Wear mit Leader Status für faire Löhne in Asien und möchten den Menschen, die dort unsere Bekleidung herstellen, Arbeitsbedingungen ermöglichen, hinter denen wir mit unseren Werten stehen können. Mehr dazu “Fair Wear”
Wenn über ein faires Preis-Leistungs-Verhältnis nachgedacht wird, spielt die Langlebigkeit der Produkte eine entscheidende Rolle. Auf längere Sicht betrachtet, wird der Kauf einer vergleichsweise teureren, aber qualitativ hochwertigeren Jacke sogar günstiger, als zum Beispiel die qualitativ minderwertigere, aber preiswertere Jacke, mehrmals zu kaufen und vielleicht allzu schnell zu entsorgen, weil diese kaputt ist oder man einfach Lust auf etwas Neues hat. Und auch in Sachen Nachhaltigkeit hat das den Vorteil, dass durch ein bewussteres Konsumverhalten wertvolle Ressourcen, die zur Herstellung von neuen Produkten benötigt werden, eingespart werden können.
Um ein Produkt möglichst lange zu nutzen, kannst du selbst durch eine gute Pflege und falls nötig, kleine Reparaturen Einfluss nehmen und deine CO2-Bilanz verbessern. Wir achten deshalb bereits bei der Herstellung unserer Produkte auf eine gute Haltbarkeit mit langlebigen Materialien und hochwertiger Verarbeitung und machen es möglich, Produkte selbst zu reparieren. Dafür bieten wir Ersatzteile, Reparaturanleitungen und einen hauseigenen Reparatur-Service. Mehr dazu Verantwortung ohne Ende.
Wir möchten dazu beitragen, dass möglichst viele Menschen nachhaltig hergestellte Outdoor-Produkte nutzen können. Da unsere Produkte, qualitativ hochwertig, pflegeleicht und zu einem Großteil auch sehr gut reparierbar sind, eignen sie sich in besonderem Maße zur VermietungMietnutzung und für den Second Hand Verkauf-Kauf. Unsere Investitionen in zirkuläre Geschäftsmodelle stellen daher nicht nur eine ressourcenschonende Alternative zum Neukauf dar, sondern tragen auch zur sozialen Gerechtigkeit bei, weil wir dadurch mehr Menschen den Zugang zu nachhaltigen Produkten ermöglichen.
»Durch den Verkauf von gut erhaltenen, gebrauchten Artikeln und mit der Möglichkeit viele unserer Produkte zu mieten, bieten wir Konsument*innen zwei kostengünstigere Alternativen zum Kauf von Neuware«
Mehr zu den VAUDE Mietangeboten und unserem Second Hand Verkauf von gebrauchten Produkten.
Wir sehen es als unsere unternehmerische Verpflichtung, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen und einen Mehrwert für das Gemeinwohl zu erzielen. Daher nehmen wir Mehraufwände aus ökologischen und sozialen Gründen bewusst in Kauf. Unser Wirtschaftssystem bildet das jedoch nicht ab: Unternehmerischer Erfolg wird an wirtschaftlichen Kennzahlen wie Umsatzwachstum und Gewinnmaximierung gemessen. Das fördert die Devise der reinen Kostensenkung und politische Regularien zur Einhaltung von Nachhaltigkeitskriterien in globalen Lieferketten fehlen zu häufig.
Wir machen uns daher auf politischer Ebene stark für gesetzliche Regelungen, wie z. B. für das deutsche Lieferkettengesetz. Es verpflichtet Unternehmen zur Einhaltung von Sorgfaltspflichten, die dem Schutz von Menschen dienen, die in deren globalen Lieferketten arbeiten. Zudem schafft das Gesetz gleiche Wettbewerbsbedingungen dadurch, dass einheitliche Standards gelten.
Wir haben auch proaktiv die Realisierung des deutschen, staatlichen Siegels „Grüner Knopf“ unterstützt und sind Fans und Pionierunternehmen der Gemeinwohlökonomie mit auditierter Gemeinwohlbilanz. Die Gemeinwohl-Ökonomie ist eine Vision für ein langfristig stabiles und faires Wirtschaftssystem, in dem die Menschenrechte und die Umwelt gewahrt werden. Die Gemeinwohlbilanz misst unternehmerischen Erfolg neben ökonomischen Kennzahlen gleichwertig auch an sozialen und ökologischen Aspekten. Mehr dazu „Gemeinwohlökonomie“.
Zudem setzen wir auf langfristige Partnerschaften mit unseren Produzenten und Lieferanten, aber natürlich auch mit dir: Nur gemeinsam können wir ein nachhaltiges und faires Wirtschaften ermöglichen.
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