Ist Nachhaltigkeit nur etwas für gute Zeiten? Und gerät in Krisensituationen, wie der aktuellen Corona-Pandemie in den Hintergrund? Oder ist möglicherweise das Gegenteil der Fall? Mit diesen Fragen haben wir uns bei VAUDE beschäftigt und nach 6 Monaten Corona-Zeit eine Zwischenbilanz gezogen. Wir haben festgestellt, dass unsere auf gegenseitigem Vertrauen basierende Firmenkultur sowie unsere fest verankerte, nachhaltige Unternehmensausrichtung uns dabei geholfen haben, flexibel und aus eigener Kraft durch diese stürmische Zeit zu steuern. Themen wie partnerschaftliche Zusammenarbeit, Selbstwirksamkeit und mobiles Arbeiten sowie verantwortungsvolles Handeln im besten Sinne für Mensch und Umwelt haben uns krisenfest gemacht.
Wir haben während der Zeit, in der unsere Fachhändler geschlossen hatten, bewusst keine Warenaufträge storniert, sondern sind in den Dialog mit unseren Partnern und Lieferanten getreten, um Umsatzeinbrüche gemeinsam zu stemmen. So haben wir z. B. Liefertermine und Zahlungsziele gemeinsam neu definiert, immer unter der Prämisse, dass beide Seiten dies gut tragen können. Auf gleiche Weise sind wir auch unseren Fachhändlern entgegengekommen. Wir haben aktiv an den Handlungsempfehlungen zu verantwortungsvollen Einkaufspraktiken des „Bündnisses für nachhaltige Textilien“ mitgearbeitet und diese auch unterzeichnet. VAUDE engagiert sich generell in hohem Maße für Verantwortung und Fairness in den Lieferketten und setzt auf langjährige Partnerschaften mit Produzenten und Lieferanten.
»Nachhaltigkeit ist Teamsport. Die Krise hat offengelegt, wie fatal und existenzgefährdend kurzfristig gedachte Unternehmenspraktiken sind. Partnerschaftliche Zusammenarbeit und ein faires Verhalten sorgen in der Krise für die nötige Flexibilität und schaffen Stabilität.«
Als Unternehmen einen nachhaltigen Weg einzuschlagen heißt, in sehr vielen Handlungsfeldern Neuland zu betreten. Schlicht, weil Regulierungen in Bezug auf ökologische und soziale Faktoren in unserem derzeitigen Wirtschaftssystem häufig fehlen oder weil beispielsweise umweltfreundliche Alternativen noch gar nicht existieren. Wir sind es daher gewohnt, Herausforderungen anzunehmen, lösungsorientiert zu arbeiten und scheinbar unüberwindbare Hindernisse und Zielkonflikte, wie beispielweise den Ausstieg aus PFC, aus eigener Initiative anzupacken und selbstbestimmt zu meistern. Mit der Corona-Pandemie kam natürlich auch für uns eine sehr große, neue Herausforderung. Nach dem ersten Schock durch Ausgangsbeschränkungen und die Schließung des Fachhandels gingen wir aber recht schnell und agil in den Modus der Lösungsfindung und des Handelns über.
Wir haben bereits Mitte März eine regelmäßige Corona-Taskforce aus dem Kreis der Geschäftsleitung und unserer Mitarbeitervertretung ins Leben gerufen, verschiedene Krisenszenarien erarbeitet und alle Mitarbeitenden über einen eigens dafür ins Leben gerufenen, täglichen Videoblog über laufende Neuigkeiten und unsere Vorgehensweise in der Krise informiert. Dadurch konnten wir unseren laufenden Betrieb sehr gut aufrechterhalten. Als Reaktion auf die Veränderungen im Kauf- und Freizeitverhalten durch Ladenschließungen und Ausgangsbeschränkungen haben wir kurzerhand eine Online-Plattform zur Unterstützung des lokalen Handels realisiert und eine „In Deutschland Reisen“-Kampagne aufgesetzt. So konnten wir trotz anfänglicher Verkaufsstopps recht schnell wieder Umsätze generieren.
Wir pflegen eine Firmenphilosophie, die auf die Kraft der Gemeinschaft setzt. Verantwortung tragen wir im Team und wichtige Entscheidungen werden gemeinsam getroffen. Das hat uns geholfen, in der Anfangszeit der Krise besonnen und schnell zu handeln. Mit Hilfe unserer Corona-Taskforce und dem daraus resultierenden täglichen Videoblog holten wir alle Mitarbeitenden ins Boot und konnten trotz Unwägbarkeiten unseren Kurs halten. Zudem setzen wir auf Selbstwirksamkeit in der Art unserer Zusammenarbeit und sind geübt darin sind, in Teams sehr flexibel und eigenständig zu funktionieren. So entstanden in verschiedenen Bereichen kreative Ideen, wie die Arbeit trotz völlig neuer und sich laufend verändernder Rahmenbedingungen weitergehen kann.
Hygiene- und Abstandsregeln wurden schnell und pragmatisch umgesetzt, Aufgaben innerhalb von Teams wurden umverteilt und mit viel gegenseitigem Verständnis und Offenheit zur schnellen Improvisation wurden neue Wege und Strukturen der Zusammenarbeit gefunden. Mitarbeiter, die wegen Stopps in der Auslieferung nicht mehr in der Logistik arbeiten konnten, wurden teilweise in unserer Rucksack- und Radtaschen-Manufaktur eingesetzt. Kurzarbeit mussten wir nur im April mit ca. 30 % der Belegschaft in Anspruch nehmen. Staatliche Hilfen haben wir bislang nicht benötigt. „Wenn Verantwortung gemeinsam getragen wird, alle am gleichen Strang ziehen und den Blick nach vorne richten, trägt dieses WIR-Gefühl der Gemeinschaft und gibt Sicherheit.“, so Antje von Dewitz.
Unsere Firmenkultur baut auf gegenseitiges Vertrauen. Das bedeutet, dass wir ein positives Menschenbild haben und überzeugt davon sind, dass unsere Mitarbeitenden sich gerne und aktiv für ihre Arbeit engagieren.
Wir haben längst die Erfahrung gemacht, dass wir dadurch positive Auswirkungen auf die Motivation und Mitarbeiter-Zufriedenheit haben. Zudem fördern wir eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Familienleben und bieten seit vielen Jahren die Möglichkeit, mobil zu arbeiten. Wir hatten also sowohl die technischen Voraussetzungen mit cloudbasierten Lösungen der Zusammenarbeit als auch eine gelebte Vertrauenskultur etabliert, um zu Beginn der Corona-Krise in kürzester Zeit über 200 Mitarbeitende ohne Effizienzverluste ins Homeoffice zu schicken.
Wir lernten schnell den Umstieg auf Videokonferenzen an Stelle von Präsenzmeetings und nutzten verstärkt visuelle und virtuelle Formate z. B. für Produktpräsentationen bei Verkaufsgesprächen. Wir unterstützen darüber hinaus neue Modelle der Vernetzung von digitalen und analogen Vertriebsformen, wie z. B. Liefer- und Abholservices von lokalen Händlern, um Umsatzeinbrüche durch Schließungen im stationären Handel aufzufangen.
Unser Salesmeeting mit rund 200 Teilnehmern aus der ganzen Welt fand erfolgreich als reine Online-Veranstaltung statt.
Natürlich können digitale Formate echte soziale Kontakte nicht ersetzen und auch bei uns ist spürbar, dass viele Mitarbeitende wieder ins Büro kommen wollen, um in direktem Kontakt in ihren Teams zu arbeiten und unsere Außendienstler werden auch künftig unsere Kunden vor Ort besuchen. „Wir sehen die Zukunft verstärkt in Mischformen von digitalen und analogen Konzepten, die in den verschiedensten Bereichen unsere Flexibilität weiter erhöhen. Das fördert eine noch bessere Vereinbarung von Berufs- und Privatleben, spart häufig Zeit und ist zudem noch klimafreundlich.“, so Antje von Dewitz.
Bewusster Konsum statt "höher, schneller, weiter" ist schon lange die Devise von VAUDE. Wir produzieren qualitativ hochwertige und langlebige Produkte, die unter ökologischen und fairen Arbeitsbedingungen hergestellt werden. Mehraufwände dafür nehmen wir bewusst in Kauf. Unser Geschäftsmodell ist nicht darauf ausgerichtet, mit schnell drehenden Kollektionen Gewinn über Masse zu erzielen. Stattdessen planen wir Einkauf und Warensteuerung unserer Produkte sehr genau und haben viele Produkte im Sortiment, die mehrere Jahre durchlaufen. Dadurch müssen wir im Vergleich zu anderen Unternehmen der Textilbranche viel weniger Produkte zu vergünstigten Preisen abverkaufen. Das hilft uns, die Mehrkosten für Nachhaltigkeit zu stemmen und ist wirtschaftlich erfolgreich. Wir beobachten, dass die Pandemie viele längst vorhandene, menschengemachte globale Probleme wie durch ein Brennglas stärker sichtbar macht. Sie trägt, wie auch die Klimakrise, dazu bei, dass viele Menschen sich bewusster darüber werden, dass ihr Verhalten und ihre Kaufentscheidungen direkte Auswirkungen haben. Sie wünschen sich Veränderung und möchten mit gutem Gewissen konsumieren. Wir bieten bereits jetzt Lösungsansätze zum Überwinden großer globaler Herausforderungen wie Ressourcenverschwendung, Klimawandel oder Ausbeutung von Menschen in Herstellungsprozessen, indem wir freiwillig mit Rücksicht auf Mensch und Umwelt wirtschaften.
Eine Studie von Utopia zur Relevanz von Nachhaltigkeit durch die Corona-Krise resümiert: „Für Unternehmen ist Corona Verpflichtung und Chance zugleich. Fast 50 % der Befragten wollen nach Corona noch konsequenter nachhaltig konsumieren als bisher, über 70 % wollen nach der Corona-Krise Hersteller unterstützen, die in der Krise verantwortungsvoll gehandelt haben.“
»Wir sehen uns bestärkt darin, mit unserem nachhaltigen Wirtschaftsmodell längst einen zukunftsfähigen Weg eingeschlagen zu haben.«
Angesichts vieler großer globaler Herausforderungen wird Corona nicht die einzige Krise bleiben, die unsere Wirtschaftsweise und unser Zusammenleben beeinflussen wird. Wir plädieren deshalb dafür, aus der Krise zu lernen: Nachhaltigkeit und erfolgreiches Wirtschaften sind kein Widerspruch. Das Gegenteil ist der Fall. Nachhaltig zu wirtschaften bedeutet zukunftsorientiert zu wirtschaften. Nicht nur mit Blick auf einen lebenswerten Planeten, sondern ebenso auf eine gesunde Wirtschaft sollten wir dies gezielt fordern und fördern. Deshalb machen wir uns bei VAUDE stark dafür, dass das Ankurbeln der Konjunktur nicht getrennt von Bestrebungen z. B. für mehr Klimaschutz gesehen wird. Bereits in die Wege geleitete Maßnahmen wie der Green Deal der EU zur Eindämmung des Klimawandels müssen konsequent weiterverfolgt werden und Finanzmittel zur Unterstützung der Konjunktur sollten an nachhaltige Ziele gekoppelt werden.
Die Ausnahmesituation hat gezeigt, dass bisher scheinbar unmögliche oder nur langsam vorangehende Veränderungen in den Bereichen Digitalisierung, mobiles Arbeiten oder ein verändertes Konsum- und Mobilitätsverhalten, plötzlich schnell Realität werden konnten. Wir sehen dies als große Chance hin zu einer nachhaltigen und stabilen Wirtschaftsweise.
»Wir sind überzeugt davon, dass konsequent nachhaltiges Wirtschaften krisenfest macht und der einzig sinnvolle Weg für unsere Zukunft ist.«
Initiativen, die wir unterstützen: