Bio…. was?“, werden wir häufig gefragt, wenn wir über das Thema Biodiversität sprechen. Was ist das überhaupt? Und warum ist Biodiversität wichtig?
Biodiversität bezeichnet:
Der aktuelle Global Risk Report des Weltwirtschaftsforums nennt das Scheitern der Klimaschutzmaßnahmen, extreme Wetterereignisse und der Verlust der biologischen Vielfalt als die drei größten globalen Risiken der kommenden zehn Jahre. Der dramatische Verlust von Biodiversität stellt also eine ebenso große Bedrohung für die Menschheit dar wie der Klimawandel. Warum?
In seinem Living Planet Report hat der WWF für die vergangenen vierzig Jahre einen Rückgang der Tierbestände um 69 Prozent gemessen. 14.000 untersuchte Tierpopulationen haben sich mehr als halbiert.
Ob fruchtbare Böden, sauberes Wasser oder frische Luft, das Überleben des Menschen hängt von einer intakten Natur ab. Diese „Dienstleistungen“ erbringt der Planet Erde momentan noch für uns von den besonderen „Services“ einer hohen Artenvielfalt mal ganz abgesehen:
Corona zeigt, dass die menschliche Gesundheit abhängig von gesunden Ökosystemen ist. Durch die Zerstörung natürlicher Lebensräume, zum Beispiel durch die Umwandlung von Wäldern in Acker- und Weideland, kommen Wildpopulationen in engeren Kontakt mit Nutztieren und Menschen. Dies erhöht das Risiko von Krankheitsübertragungen. Mehr als 60 Prozent der neu auftretenden Infektionskrankheiten werden von Tieren auf die Menschen übertragen, die meisten davon von Wildtieren.
Die Bundesrepublik Deutschland hat sogar eine offizielle „Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt“. Schon mal davon gehört? Vermutlich nicht - Biodiversität hat ein Image-Problem.
Die „United Nations Dekade der Biologischen Vielfalt“ (mehr dazu hier (englisch)) ist inzwischen vorüber, ohne dass durchschlagende Erfolge zum Schutz der Biodiversität erzielt worden wären. Auf der 15. Weltnaturkonferenz (COP 15) im Dezember 2022 wurde ein neues Rahmenabkommen zum globalen Schutz der biologischen Vielfalt, das “Kunming-Montreal Global Biodiversity Framework (GBF)” (ähnlich dem Pariser Abkommen zum Klimaschutz), beschlossen. Das Abkommen bezieht sich konkret darauf, den Verlust biologischer Vielfalt zu bekämpfen, Ökosysteme wiederherzustellen und die Rechte indigener Völker zu schützen.
Ein wesentliches Ziel dabei ist es, mindestens 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresfläche bis 2030 unter effektiven Schutz zu stellen. Insgesamt enthält das Abkommen vier langfristige Ziele bis 2050, sowie 23 mittelfristige Ziele, die bis 2030 erreicht werden sollen. Mehr dazu hier.
Kurz vor der COP 15 einigten sich das Europäische Parlament und der Europäische Rat vorläufig über eine EU-Verordnung über entwaldungsfreie Lieferketten. Das bedeutet, dass bestimmte Waren, die in der EU in Verkehr gebracht werden, nicht länger zur Entwaldung und Waldbeschädigung in der Welt beitragen dürfen. Dies betrifft u.a. Rohstoffe, die für Textilien verwendet werden. Deshalb befasst sich VAUDE zurzeit sehr intensiv mit dem Thema entwaldungsfreie Lieferkette. Weitere Informationen zu diesem Beschluss sind hier zu finden. Diese Beschlüsse sind wichtig und notwendig, denn die planetaren Belastbarkeitsgrenzen zeigen deutlich, dass der sichere Handlungsspielraum in Bezug auf die Biodiversität sowie den Landnutzungswandel längst verlassen wurde.
Der Biodiversitätsverlust erfordert rasches Handeln, das fordert auch der NABU. Nach der Verkündigung der GBF trat Ernüchterung ein, denn das Abkommen reicht nicht aus, um den Verlust der Artenvielfalt und Ökosysteme zu stoppen oder umzukehren. Deshalb müssen auf europäischer und nationaler Ebene die Ziele nachgeschärft und messbar gemacht werden und klare Maßnahmen zur Umsetzung vorgeschlagen werden.
Unser Kooperationspartner WWF Deutschland sieht vor allem folgende Gründe für den Schwund der biologischen Vielfalt:
VAUDE hat als eines der ersten Unternehmen überhaupt den Biodiversitäts-Check der EU Business & Biodiversity Campaign gemacht. In einem Workshop mit der gesamten Geschäftsleitung und vielen Führungskräften unter Anleitung der Bodenseestiftung haben wir schon im Jahr 2010 identifiziert, welche Auswirkungen unser unternehmerisches Handeln auf die Biodiversität hat. Wir wollten auch wissen, wie wir als Unternehmen von der Biodiversität profitieren und welche Maßnahmen wir zu ihrem Schutz ergreifen sollten.
Danach haben wir ein Expertenbüro beauftragt, ein Biodiversitätskonzept für den Standort Tettnang-Obereisenbach zu erstellen. Mehr dazu hier.
Vom Rohstoff bis zum fertigen Produkt haben viele Schritte in der gesamten Wertschöpfungskette einen direkten oder indirekten Einfluss auf die Natur, die Biodiversität und die Änderung von Landnutzungsformen. Ein sehr wichtiges Thema dabei ist die Vermeidung von Entwaldung.
Wälder sind von entscheidender Bedeutung für die Stabilisierung unseres Klimas. Sie regulieren Ökosysteme, schützen die biologische Vielfalt, sichern Lebensräume für die verschiedensten Arten von Pflanzen, Tieren und Pilzen und spielen eine wichtige Rolle bei der Beseitigung von Kohlendioxid aus unserer Atmosphäre.
Aus diesem Grund prüfen wir, wo in der Lieferkette ein Risiko für Entwaldung besteht und mit welchen Maßnahmen wir das Risiko minimieren können. Mit Zertifizierungen wie dem GOTS Standard für sämtliche bei VAUDE eingesetzte Biobaumwolle ist VAUDE bereits gut aufgestellt, was Naturfasern betrifft. Das ist aber erst der Anfang: Unser Ziel ist, einen vollständigen Überblick über Auswirkungen der Tätigkeiten von VAUDE auf die Biodiversität und Landnutzungs-Änderungen zu erreichen.
Eine große Herausforderung ist es auch, mehr Transparenz in die Produktion von Vorprodukten wie z.B. chemischen Hilfsstoffen und deren mögliche Auswirkungen auf die Natur zu bekommen. Hier fehlt uns aktuell noch der Einblick.
Über unsere Fortschritte werden wir in den kommenden Nachhaltigkeitsreports berichten.
Du selbst kannst mit deinem persönlichen Einkaufsverhalten einen Beitrag leisten. Ideen gesucht? Wirf doch mal einen Blick auf die Seite www.nachhaltiger-warenkorb.de.
Übrigens kann Biodiversität auch im eigenen Garten oder auf dem Balkon ohne viel Aufwand gefördert werden. Der WWF hat dafür ein paar gute Tipps.
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