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Nachhaltigkeitsbericht 2015
veröffentlicht am 13.07.2016

Strategie gegen zu viel Chemie

Wasserdicht ja, umweltschädlich nein: VAUDE setzt fluorcarbonfreie Alternativen ein. 95 % der Bekleidungs-Kollektion werden PFC-frei hergestellt.

Balance zwischen „Performance“ und „Ecology“

Outdoor-Produkte sind gerade wegen ihrer wasser- und schmutzabweisenden Funktionalität so beliebt. Diese Funktionalität lässt sich mit Hilfe von chemischen Substanzen erreichen.


Dabei spielten poly- und perfluorierte Chemikalien (PFC oder auch Fluorcarbone) bisher die Hauptrolle. PFC werden auf der Oberfläche von Outdoor-Bekleidung, Rucksäcken, Schlafsäcken, Zelten und Schuhen eingesetzt, um Wasser und Schmutz von diesen Produkten abperlen zu lassen.


Offene Kommunikation zu PFC

Poly- und perfluorierte Chemikalien (PFC oder auch Fluorcarbone) sind seit langem als kritisches Thema bei Outdoor-Produkten bekannt. Auch durch die„Detox“-Kampagne der Umweltschutzorganisation Greenpeace ist dies ein heiß debattiertes Thema in der Öffentlichkeit. Offene Kommunikation darüber ist uns ein wichtiges Anliegen.


 
 

PFC-frei dank VAUDE Eco Finish

VAUDE arbeitet seit langem aktiv am vollständigen Verzicht auf Fluorcarbone. Zum einen verarbeitet VAUDE seit Jahren ausschließlich PTFE-freie Membrane. Zum anderen arbeiten wir mit Hochdruck daran, funktionierende PFC-freie Alternativen zu erproben und schrittweise die gesamte Kollektion umzustellen. Entscheidendes Kriterium ist die so genannte „Durable Water Repellency“ (DWR), also die dauerhafte Wasserabweisung.


In unserem Webshop bieten wir einen speziellen Filter an, damit unsere Kunden PFC-frei ausgerüstete Produkte leicht auffinden können.


Eco Finish

VAUDE steigt vollständig aus PFC aus

Imprägnierung muss sein: Durch die sogenannte Durable Water Repellency (DWR) werden textile Oberflächen imprägniert, damit Wasser abperlt. Ohne diese Oberflächenbehandlung würde sich der Oberstoff mit Regenwasser vollsaugen, was für den Benutzer trotz wasserdichter Membran zu einem klammen, feuchten Gefühl beim Tragen führen kann.


VAUDE hat sich freiwillig verpflichtet, die gesamte Kollektion bis spätestens 2020 vollständig PFC-frei herzustellen, Bekleidung bis 2018.


95 % der Bekleidungs-Produkte sind PFC-frei

Unsere VAUDE Materialien-Team testet Material für Material, Produkt für Produkt, welche PFC-freie DWR gute Ergebnisse bei der Funktionalität erzielt. Das ist ein langer und aufwändiger Prozess, den wir gemeinsam mit den Herstellern der Materialien und der DWR-Chemikalien sowie Experten von Universitäten und Verbänden vorantreiben. 


Wir sind stolz darauf, dass wir inzwischen sehr viele Materialien auf PFC-freie DWR umgestellt haben. Produkte, die gar keine DWR benötigen (wie z. B. Shirts oder Unterwäsche), sind sowieso PFC-frei. 


Der Anteil aller PFC-freien Bekleidungsprodukte (also Produkte ohne DWR und mit Eco-Finish imprägnierte Produkte) beträgt in der Sommer 2017 Kollektion 95 %. 

Wir konnten den Anteil aller wasserdichten und wasserabweisenden Bekleidungsprodukte (also alle Produkte mit DWR) in der Sommer 2017 Kollektion um 37 % im Vergleich zur Sommer 2016 Kollektion steigern. 


Erstmals bringen wir im Sommer 2016 auch etliche Schuhe mit Eco Finish auf den Markt. Schlafsäcke sind bereits zu 100 % PFC-frei ausgerüstet.


Anteil Eco Finish (PFC-frei) bei wasserdichten und wasserabweisenden Produkten je Saison und Produktbereich

Produkte ohne DWR werden hier nicht berücksichtigt!
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Umweltfreundlichere Alternativen

Sympatex

Für VAUDE Produkte gilt die VAUDE Manufacturing Restricted Substance List (MRSL), die Verwendungsverbote auch für PFC und strenste Grenzwerte beinhaltet.
Auch das bluesign® System reguliert die Verwendung von PFC schon immer sehr streng.

Trotz der hohen Energie, mit der wir den Ausstieg aus PFC vorantreiben, haben wir nach wie vor einige wasserdichte Produkte mit C6-PFC-Technologie im Sortiment. Wir arbeiten jedoch mit Hochdruck daran, vollständig auf PFC zu verzichten. 

Im news-Bereich dieses Nachhaltigkeitsberichts und im Kapitel Detox stellen wir unsere Fortschritte (oder Rückschläge) immer aktuell dar.


PTFE-freie Membranen

Neben der Imprägnierung werden PFC auch als Hilfsmittel zur Herstellung von PTFE (Polytetrafluorethylen)-Membranen benötigt. Vor allem geht es dabei um Perfluoroctansäure (PFOA, mehr Infos weiter unten), die als persistenter und bioakkumulativer, organischer Stoff im Verdacht steht, krebserregend zu sein. Außerdem gelangen bei der Entsorgung von Textilien mit PTFE-Membrane ohne aufwändige Sonderbehandlung giftige Fluorverbindungen in die Umwelt, etwa Fluss-säure und Perfluorkohlenwasserstoffe.


Wir haben uns bereits vor Jahren klar gegen die Verwendung von PTFE-Membranen in allen Produkten entschieden, für deren Herstellung PFC benötigt wird. Seither verarbeiten wir ausschließlich PTFE-freie Membranen. 


Unsere Alternativen:


  • Sympatex®: Aus Polyetherester (PE). Diese hydrophile, nicht-poröse Membran ist extrem flexibel, sehr dünn und bietet beste Wind- und Wasserdichtigkeit. Sie ist zu 100 % PTFE-frei, wird aus recycelbarem Polyester hergestellt und ist biologisch abbaubar, ohne giftige Abbauprodukte zu hinterlassen. Die Sympatex®-Membran ist bluesign® approved.
  • Ceplex: Unsere bewährte, hauseigene Membrane mit drei verschiedenen Performance-Levels (active, advanced, pro) besteht aus Polyurethan und ist zu 100 % fluorcarbonfrei.


Sonderfall Polartec® NeoShell

In der 3-Lagen-Jacke Mens´ und Womens´ Goliath Jacket, die ab Winter 2016 auf den Markt kommt, wird eine hochfunktionelle Polartec® NeoShell Membran verarbeitet. Diese ist zwar PTFE-frei, aber wir mussten feststellen, dass sie trotzdem geringe Mengen PFC (C6) enthält. Für die Herstellung der Goliath Jacket kam diese Feststellung leider zu spät – die Produktion lief bereits. 

 
Alle anderen ursprünglich mit diesem Material geplanten Modelle haben wir sofort gestoppt:
Wir haben entschieden, dieses Material nicht mehr in der Kollektion zu verwenden. Unser Lieferant konnte uns nicht erklären, wozu PFC in der NeoShell Membran benötigt werden.


Trotz der mit der Stornierung der übrigen Modelle verbundenen hohen Kosten und des Mehraufwands in der Produktentwicklung: Für VAUDE sind Membranen mit PFC nicht akzeptabel.


C6 als Brücken-Technologie

Als eine umweltfreundlichere Alternative zu C8-„Durable Water Repellency“ (DWR) gilt die sogenannte C6-DWR. Sie enthält nur sechs Kohlenstoffatome und kann kein PFOA bilden. Allerdings verbreitet sich die C6-Chemie noch schneller als C8 über die globalen Wasserwege und lässt sich beispielsweise aus Trinkwasser schwieriger herausfiltern. 


Antje von Dewitz

Geschäftsführerin Antje von Dewitz über dieses Thema:

»Ab der Bekleidungs-Kollektion Sommer 2014 verwendet VAUDE ausschließlich PFOA-freie DWR. Alle wasserabweisenden Produkte sind seit der Sommer 2015- Kollektion bereits vollständig PFC-frei und mit dem VAUDE Eco Finish Zeichen gekennzeichnet. Wasserdichte Produkte hat VAUDE in einem ersten Schritt auf eine C6-DWR umgestellt, weil die Performance der PFC-freien DWR leider immer noch nicht genügt. Wir sehen dies jedoch nur als Brückentechnologie, das heißt als einen Zwischenschritt auf dem Weg zum kompletten Ausstieg aus PFC. Dies ist unser erklärtes Ziel.«

VAUDE arbeitet an dem vollständigen Verzicht auf Fluorcarbone und daran, schrittweise die gesamte Kollektion umzustellen. Das soll spätestens 2020 realisiert sein.


Die Herausforderung für uns als Hersteller ist dabei, die richtige Balance zwischen „Performance“ und „Ecology“ zu finden. Entscheidend dabei sind auch das Bewusstsein und die Haltung unserer Kunden und die Frage, inwieweit sie bereit sind, auf die gewohnten Funktionalitäten von Produkten zugunsten der Umwelt zu verzichten.


PFOA-Spuren sogar in der Antarktis nachgewiesen

Die am stärksten kritisierte Substanz heißt PFOA (Perfluoroktansäure). Dieser Stoff kommt in der Natur nicht vor, wurde aber selbst in der Antarktis bereits nachgewiesen. Spuren von PFOA können sich auch in fertigen Produkten wie etwa in einer Jacke befinden.

PFOA entsteht im Herstellungsprozess auf Basis der sogenannten C8-Technologie. C8 steht für acht Kohlenstoffatome. Man geht außerdem davon aus, dass sich ein wichtiger Rohstoff für die C8-Herstellung, die sogenannten Fluortelomeralkohole (FTOH), in der Umwelt zu PFOA abbauen. 


Deshalb gilt PFOA als besonders gefährliche „PBT-Substanz“:

  • P = Persistent: Baut sich nicht ab.
  • B = Bioakkumulativ: reichert sich im Körper an.
  • T = Toxisch: ist giftig.


Die EU prüft ein Verbot von Perfluoroktansäure (PFOA), aber bisher gibt es nur in Norwegen einen gesetzlichen Grenzwert.


Über die Nahrungskette in den Organismus

Für den Benutzer von mit PFC hergestellten Outdoor-Produkten besteht nach heutigen Erkenntnissen kein Risiko. Beim Herstellungsprozess in den Produktionsländern, beim späteren Waschen des fertigen Produkts sowie bei der Produktentsorgung stellen PFC-Substanzen jedoch ein Risiko für Mensch und Umwelt dar. Sie reichern sich über die Nahrungskette im menschlichen Organismus an und sind nicht biologisch abbaubar.


Video am 2. November 2012 veröffentlicht.

GRI:   G4-PR6
Verkauf verbotener oder umstrittener Produkte
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