Unser Partner fing bereits 1999 an, in Myanmar zu produzieren, damals hauptsächlich für den amerikanischen Markt. Nachdem die USA 2003 eine Handelssperre für Myanmar verhängte, wandte sich dieser Produzent an uns mit der Bitte, unsere Produktion teilweise nach Myanmar zu verlegen, um seine Produktionsstätte zu unterstützen. Aufgrund der Handelssperre hatte der Betrieb in Myanmar Existenzprobleme und brauchte dringend neue Kunden. Um die Arbeitsplätze dort zu erhalten, hat sich VAUDE 2003 dafür entschieden, Aufträge in Myanmar zu platzieren. Seitdem lassen wir bestimmte Produkte in dieser betreffenden Produktionsstätte in Myanmar produzieren. Myanmar wird von der Fair Wear Foundation (FWF) als Risikoland eingestuft.
Heute sind in der Produktionsstätte in Myanmar fast 2.000 Mitarbeiter beschäftigt. Die Aufträge von VAUDE machen dort 44 % der Gesamtkapazität aus. Auf die Produktionsstätte in Myanmar entfallen 14 % des gesamten Umsatzes aller VAUDE Produktgruppen.
VAUDE ist seit 2010 FWF-Mitglied. Von Anfang an war es unser Anliegen, die Produktionsstätte in Myanmar zu auditieren zu lassen. Da die FWF dort noch nicht über ein vollständiges Netzwerk verfügt, hat VAUDE die Produktionsstätte im November 2014 auditieren lassen. Das Audit wurde von der FWF durchgeführt, mit Auditoren, die die Landessprache sprechen.
Beim Audit gab es einige Abweichungen, die im Korrekturmaßnahmenplan erfasst wurden. Anschließend haben wir gemeinsam mit dem Produzenten Maßnahmen zur Abhilfe erarbeitet und festgelegt.
Ende 2016 wird die FWF ein Verifizierungsaudit durchführen, um die Verbesserungen zu bestätigen und ggf. die Punkte zu identifizieren, die noch verbessert werden müssen.
Arbeitsstandard | Abweichung | Status quo |
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Beschwerdesystem |
Es gibt kein Beschwerdesystem. Die Arbeiter müssen bezüglich des Beschwerdesystems geschult werden. Jede Beschwerde muss beantwortet werden und das Ergebnis soll dokumentiert und an die Arbeiter kommuniziert werden. |
Die Produktionsstätte hat ein Beschwerdesystem implementiert. |
Kommunikation |
Die Arbeiter sind weder über den Code of Labour Practice noch über die nationalen und lokalen Gesetze informiert. |
Hier haben wir das WEP Training durchgeführt, indem die Arbeiter über den CoLP sowie die nationalen und lokalen Gesetze geschult wurden. |
Kommunikation |
Die Arbeiter erhielten weder ein Einführungsprogramm noch einen Trainingsplan. Die Produktionsstätte muss ein Einführungs- und Schulungsprogramm zum Code of Labor Practice und zum Arbeitsrecht erstellen und durchführen. |
In der Umsetzung |
Diskriminierung |
Die Produktionsstätte verfügt über keine schriftliche Richtlinie bezüglich Diskriminierung. Die Produktionsstätte muss eine schriftliche Richtlinie bezüglich Diskriminierung erarbeiten, implementieren und an alle Mitarbeiter kommunizieren. |
Richtlinie bezüglich Diskriminierung wurde erstellt und kommuniziert. |
Versammlungsfreiheit und das Recht auf Kollektivverhandlungen |
Es gibt keine Aufzeichnungen, die belegen, dass zwischen dem Arbeitgeber und der Gewerkschaft / Arbeitnehmervertretung regelmäßige Treffen stattfinden. Die Produktionsstätte soll regelmäßige Treffen mit der Gewerkschaft / Arbeitnehmervertretung organisieren und die Besprechungsprotokolle allen Arbeitern durch Aushänge oder über andere Kanäle zugänglich machen. |
In der Umsetzung Arbeiter und Management wurden im WEP geschult. |
Living Wage - Bezahlung eines existenzsichernden Lohns: |
Hier wurden verschiedene Abweichungen festgestellt:
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Alle Strafmaßnahmen wurden unverzüglich beendet. Hier sind wir laufend mit der Produktionsstätte im Austausch und haben im November 2015 auch eine Wage Ladder erstellt. |
Arbeitszeit |
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Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz |
Hier wurden verschiedene Abweichungen festgestellt:
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Die meisten Abweichungen bezüglich Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz sind behoben. Jedoch gilt es jetzt, ein systematisches Arbeitssicherheits-Managementsystem zu implementieren. Hierbei unterstützen wir unseren Produzenten bei Vor-Ort-Besuchen sowie durch die Teilnahme an Trainings. |
Rechtsverbindliches Arbeitsverhältnis |
Es gibt Arbeiter, die keinen unterzeichneten Arbeitsvertrag haben. |
Alle Arbeiter erhalten in Zukunft Arbeitsverträge. |
Das CSR-Team von VAUDE unterstützt die Produktionsstätte kontinuierlich bei der Umsetzung der Korrekturmaßnahmen. Da ein ganzheitliches Verständnis zu den Themen Arbeitsstandards und CSR fehlte, wurde dieser Produzent besonders intensiv durch das VAUDE CSR-Team betreut und mehrmals im Jahr besucht. Bei einem mehrtägigen Vor-Ort-Besuch von Susanne Medesi (VAUDE Leitung Zentraler Einkauf/Produktion & CSR) und Anika Rudolf (VAUDE Mitarbeiterin CSR) wurden alle Abweichungen intensiv geprüft und gemeinsam Maßnahmen zur Abhilfe ausgearbeitet. Hier konnte man deutlich erkennen, dass der Wille vorhanden ist, an den Abweichungen zu arbeiten, leider aber häufig das Wissen zur Umsetzung fehlt. Aus diesem Grund haben wir mit unserem Produzenten verschiedene Qualifizierungsmaßnahmen vereinbart.
Im Jahr 2015 hat unser Produzent an einem Feuersicherheitstraining sowie an einem HR Management System Training teilgenommen. Außerdem wurden das Management sowie die Arbeiter im Rahmen des WEP (Workplace Education Program)Trainings im November 2015 geschult. Dieses Jahr wird unser Produzent an der Compliance Academy von SMART teilnehmen und dabei über mehrere Monate hinweg von SMART beraten. Ziel der Compliance Academy ist es, das Management System der Produktionsstätten zu verbessern sowie Strategien und Prozesse zu verankern, um langfristig gute Arbeitsbedingungen zu erreichen. Hierbei finden Gruppentrainings sowie auch Vor-Ort-Beratungen statt.
Aus Mangel an lokalen Partnern ist die FWF im Moment noch nicht aktiv in Myanmar. VAUDE war es aber wichtig, dem Produzenten und dessen Arbeitern dennoch ein „Workplace Education Program“ (WEP) anzubieten. Aus diesem Grund hat sich VAUDE entschlossen, selbst ein WEP Training zu organisieren. Dieses Schulungsprojekt wurde zusammen mit zwei anderen FWF-Mitgliedern realisiert. Bei den Schulungsinhalten haben wir uns am „Workplace Education Program“ (WEP) der FWF orientiert. Zunächst galt es, einen lokalen Partner zu finden.
Nach intensiven Gesprächen mit SMART und einem Vor-Ort-Besuch war klar, dass dies der richtige Partner für die Vorbereitung und Durchführung des Trainings ist. Die Trainer von SMART verfügen über langjährige Erfahrung in den Bereichen CSR und Arbeitsstandards und außerdem über ein fundiertes länderspezifisches Know-how. Zur Vorbereitung des Trainings wurden Gesetze und Vorgaben recherchiert und daraus Schulungsmaterialien entwickelt. Das Wissen der Trainer über lokale Vorschriften und Gesetze war dabei sehr wertvoll. Es wurden zwei Trainings vorbereitet und durchgeführt. Ein Training richtete sich speziell an die Arbeiter, das andere Training war für die Führungskräfte der Produktionsstätte. Beide Trainings umfassten Schulungen zu den Arbeitsstandards sowie Informationen über die geltenden Gesetze in Myanmar.
Auch der Beschwerde-Mechanismus wurde detailliert erklärt. Ausführlicher hier Ein wichtiger Fokus lag dabei auf der Kommunikation zwischen dem Management und den Arbeitern in der Produktionsstätte. Denn eine funktionierende interne Kommunikation ist maßgeblich, um den zentralen Anforderungen des CoLP nachzukommen und die Arbeitsbedingungen langfristig zu verbessern. Das Training wurde im November 2015 durchgeführt. Das Feedback der Führungskräfte sowie der Arbeiter war sehr gut.
Im Rahmen der Organisation des WEP Trainings hat VAUDE gemeinsam mit zwei anderen FWF-Mitliedern in Myanmar eine Beschwerde-Hotline etabliert, da seitens der FWF dort noch kein Beschwerdemechanismus besteht. VAUDE war es wichtig, dass die Arbeiter des Produzenten in Myanmar die Möglichkeit haben ihre Beschwerde an eine neutrale Stelle zu richten, falls die Probleme auf interner Ebene im Unternehmen nicht gelöst werden können. SMART ist auch hier unser Partner, der als lokaler Beschwerdemanager agiert. Beschwert sich ein Arbeiter, leitet SMART das Anliegen an die FWF weiter, die das Thema mit VAUDE bespricht. Die Beschwerde wird im nächsten Schritt gemäß des FWF Beschwerdemechanismus bearbeitet.
Die Beschwerde-Hotline ist seit Ende November 2015 aktiv - bis jetzt sind noch keine Beschwerden eingegangen.
Das gesamte Know-how, das wir in Myanmar aufgebaut haben, sowohl die Schulungsunterlagen als auch die Informationen zur Beschwerdehotline, stellen wir der FWF zur Verfügung. FWF-Mitglieder, die in Myanmar produzieren und Informationen, Kontakte oder Schulungsunterlagen benötigen, können auf unsere Ressourcen zurückgreifen.
Nach wie vor fehlt in Myanmar ein angemessener Rechtsrahmen bezüglich Arbeitsstandards. Ein großer Fortschritt war die Einführung eines Mindestlohns, der ab September 2015 gültig ist. Für einen 8-Stunden-Tag beträgt der neu eingeführte Mindestlohn 3600 Kyat pro Tag. Da es für Myanmar keine Berechnung des existenzsichernden Lohns der AFW gibt, hat unser VAUDE CSR-Mitarbeiter im November 2015 bei einem Vor-Ort-Besuch die Löhne erfasst und anhand dieser Daten eine Wage Ladder erstellt. Anhand der Wage Ladder wurden die von unserem Produzenten bezahlten Löhne mit den vorhandenen Benchmarks der FWF verglichen. Dabei haben wir festgestellt, dass die Löhne bei unserem Produzenten nicht nur über dem Mindestlohn liegen, sondern auch über den durchschnittlichen Löhnen in der Textilindustrie in Myanmar.
Die dargestellten Löhne zeigen die regulären Löhne exklusive Überstunden und Prämien und Sonderzahlungen.
GRI: | G4-LA15 |
GRI: | G4-HR11 |