EN
Suche
Bericht durchsuchen
 
Nachhaltigkeitsbericht 2015
veröffentlicht am 13.07.2016

Produktion in Myanmar – loyale Partnerschaft

Im Rahmen unserer langjährigen Partnerschaft mit einem taiwanesischen Partner produzieren wir seit 2003 in Myanmar. Dieser Partner, mit dem wir seit 2002 zusammenarbeiten, betreibt insgesamt sieben Produktionsstätten in China, Vietnam und Myanmar. Für VAUDE produziert er aufgrund der entsprechenden Spezialisierung nur in Myanmar und Vietnam. Dabei ist der Produzent in der Lage, alle Produkte, die er für uns herstellt, in jedem seiner Betriebe in diesen beiden Ländern zu fertigen. Dies hat den großen Vorteil, dass er die Aufträge den Kapazitäten entsprechend auf seine Produktionsstätten verteilen kann. Dadurch können die Überstunden in den einzelnen Produktionsstätten möglichst gering gehalten werden.

Warum produziert VAUDE in Myanmar?

Unser Partner fing bereits 1999 an, in Myanmar zu produzieren, damals hauptsächlich für den amerikanischen Markt. Nachdem die USA 2003 eine Handelssperre für Myanmar verhängte, wandte sich dieser Produzent an uns mit der Bitte, unsere Produktion teilweise nach Myanmar zu verlegen, um seine Produktionsstätte zu unterstützen. Aufgrund der Handelssperre hatte der Betrieb in Myanmar Existenzprobleme und brauchte dringend neue Kunden. Um die Arbeitsplätze dort zu erhalten, hat sich VAUDE 2003 dafür entschieden, Aufträge in Myanmar zu platzieren. Seitdem lassen wir bestimmte Produkte in dieser betreffenden Produktionsstätte in Myanmar produzieren. Myanmar wird von der Fair Wear Foundation (FWF) als Risikoland eingestuft.


Heute sind in der Produktionsstätte in Myanmar fast 2.000 Mitarbeiter beschäftigt. Die Aufträge von VAUDE machen dort 44 % der Gesamtkapazität aus. Auf die Produktionsstätte in Myanmar entfallen 14 % des gesamten Umsatzes aller VAUDE Produktgruppen.


VAUDE ist seit 2010 FWF-Mitglied. Von Anfang an war es unser Anliegen, die Produktionsstätte in Myanmar zu auditieren zu lassen. Da die FWF dort noch nicht über ein vollständiges Netzwerk verfügt, hat VAUDE die Produktionsstätte im November 2014 auditieren lassen. Das Audit wurde von der FWF durchgeführt, mit Auditoren, die die Landessprache sprechen. 

 
Beim Audit gab es einige Abweichungen, die im Korrekturmaßnahmenplan erfasst wurden. Anschließend haben wir gemeinsam mit dem Produzenten Maßnahmen zur Abhilfe erarbeitet und festgelegt.


Ende 2016 wird die FWF ein Verifizierungsaudit durchführen, um die Verbesserungen zu bestätigen und ggf. die Punkte zu identifizieren, die noch verbessert werden müssen.


Ergebnisse des Audits 2014 und Status quo

FWF-Audit in Myanmar
Arbeitsstandard Abweichung Status quo

Beschwerdesystem

Es gibt kein Beschwerdesystem. Die Arbeiter müssen bezüglich des Beschwerdesystems geschult werden. Jede Beschwerde muss beantwortet werden und das Ergebnis soll dokumentiert und an die Arbeiter kommuniziert werden.

Die Produktionsstätte hat ein Beschwerdesystem implementiert.

Kommunikation

Die Arbeiter sind weder über den Code of Labour Practice noch über die nationalen und lokalen Gesetze informiert.

Hier haben wir das WEP Training durchgeführt, indem die Arbeiter über den CoLP sowie die nationalen und lokalen Gesetze geschult wurden.

Kommunikation

Die Arbeiter erhielten weder ein Einführungsprogramm noch einen Trainingsplan. Die Produktionsstätte muss ein Einführungs- und Schulungsprogramm zum Code of Labor Practice und zum Arbeitsrecht erstellen und durchführen.

In der Umsetzung 

Diskriminierung

Die Produktionsstätte verfügt über keine schriftliche Richtlinie bezüglich Diskriminierung. Die Produktionsstätte muss eine schriftliche Richtlinie bezüglich Diskriminierung erarbeiten, implementieren und an alle Mitarbeiter kommunizieren.

Richtlinie bezüglich Diskriminierung wurde erstellt und kommuniziert. 

Versammlungsfreiheit und das Recht auf Kollektivverhandlungen

Es gibt keine Aufzeichnungen, die belegen, dass zwischen dem Arbeitgeber und der Gewerkschaft / Arbeitnehmervertretung regelmäßige Treffen stattfinden. Die Produktionsstätte soll regelmäßige Treffen mit der Gewerkschaft / Arbeitnehmervertretung organisieren und die Besprechungsprotokolle allen Arbeitern durch Aushänge oder über andere Kanäle zugänglich machen.

In der Umsetzung


Arbeiter und Management wurden im WEP geschult.  

Living Wage - Bezahlung eines existenzsichernden Lohns:

Hier wurden verschiedene Abweichungen festgestellt:


  • Die Mehrheit der Arbeiter weiß weder, wie ihre Löhne berechnet werden, noch verstehen sie den Prozess. Die Produktionsstätte muss alle Mitarbeiter informieren, wie ihre Löhne berechnet werden.
  • Falls die Arbeiter etwas in der Produktionsstätte beschädigen, werden Strafmaßnahmen angewandt. Diese müssen unverzüglich beendet werden.
  • Die Bezahlung eines Living Wages kann nicht sichergestellt werden, da es aktuell keine anerkannten Schätzungen für Myanmar gibt.




  • Schulungen zur Kalkulation der Löhne wurden durchgeführt – zum einen intern durch die Produktionsstätte, zum anderen war das Thema auch Inhalt des von uns organisierten WEP Trainings. 

Alle Strafmaßnahmen wurden unverzüglich beendet.


Hier sind wir laufend mit der Produktionsstätte im Austausch und haben im November 2015 auch eine Wage Ladder erstellt.

Arbeitszeit

  • Die Anwesenheit der Arbeiter wird manuell vom Bandleiter der jeweiligen Produktionslinie nur dann aufgenommen, wenn der/die ArbeiterIn zur Arbeit erscheint. Aus diesem Grund war es nicht möglich, die tatsächlichen Gesamtarbeitszeiten zu prüfen.
  • Laut den Arbeitern gab es während der Hochsaison nicht immer einen freien Tag pro Woche. Es wurden vereinzelte Fälle von Arbeitseinsätzen an Sonntagen festgestellt, die nicht in der offiziellen Zeiterfassung und den Lohnlisten erfasst waren. Deshalb konnte die korrekte Bezahlung der Arbeiter nicht verifiziert werden.
  • Ein elektronisches Zeiterfassungssystem wurde installiert.
  • Die Arbeitszeit wird komplett durch die elektronischen Zeiterfassungssysteme erfasst. Die Produktionsstätte achtet darauf dass alle Arbeiter mindestens einen freien Tag in der Woche haben.

Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz

Hier wurden verschiedene Abweichungen festgestellt:


  • Nicht in jedem Gebäude waren Feuermelder installiert.
  • Die Feuerlöscher waren nicht an sichtbaren Orten platziert.
  • Es wurden weder Nachweise für den Bau noch Konstruktionsprüfungen vorgelegt.
  • Es gab keine Kontrollverfahren für Chemikalienmanagement und elektrische Sicherheit.
  • Eine persönliche Schutzausrüstung wurde nicht bereitgestellt.
  • Es konnten keine Nachweise vorgelegt werden, dass die Beleuchtung regelmäßig kontrolliert wird.
  • Es hat keine Erste-Hilfe-Schulung stattgefunden.

Die meisten Abweichungen bezüglich Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz sind behoben. Jedoch gilt es jetzt, ein systematisches Arbeitssicherheits-Managementsystem zu implementieren. Hierbei unterstützen wir unseren Produzenten bei Vor-Ort-Besuchen sowie durch die Teilnahme an Trainings. 

Rechtsverbindliches Arbeitsverhältnis

Es gibt Arbeiter, die keinen unterzeichneten Arbeitsvertrag haben.

Alle Arbeiter erhalten in Zukunft Arbeitsverträge.

Kontinuierliche Unterstützung bei Verbesserungsprozessen

Das CSR-Team von VAUDE unterstützt die Produktionsstätte kontinuierlich bei der Umsetzung der Korrekturmaßnahmen. Da ein ganzheitliches Verständnis zu den Themen Arbeitsstandards und CSR fehlte, wurde dieser Produzent besonders intensiv durch das VAUDE CSR-Team betreut und mehrmals im Jahr besucht. Bei einem mehrtägigen Vor-Ort-Besuch von Susanne Medesi (VAUDE Leitung Zentraler Einkauf/Produktion & CSR) und Anika Rudolf (VAUDE Mitarbeiterin CSR) wurden alle Abweichungen intensiv geprüft und gemeinsam Maßnahmen zur Abhilfe ausgearbeitet. Hier konnte man deutlich erkennen, dass der Wille vorhanden ist, an den Abweichungen zu arbeiten, leider aber häufig das Wissen zur Umsetzung fehlt. Aus diesem Grund haben wir mit unserem Produzenten verschiedene Qualifizierungsmaßnahmen vereinbart.


Training & Capacity Building als Schlüssel für Verbesserung

Im Jahr 2015 hat unser Produzent an einem Feuersicherheitstraining sowie an einem HR Management System Training teilgenommen. Außerdem wurden das Management sowie die Arbeiter im Rahmen des WEP (Workplace Education Program)Trainings im November 2015 geschult. Dieses Jahr wird unser Produzent an der Compliance Academy von SMART teilnehmen und dabei über mehrere Monate hinweg von SMART beraten. Ziel der Compliance Academy ist es, das Management System der Produktionsstätten zu verbessern sowie Strategien und Prozesse zu verankern, um langfristig gute Arbeitsbedingungen zu erreichen. Hierbei finden Gruppentrainings sowie auch Vor-Ort-Beratungen statt.


WEP Training in Myanmar

Aus Mangel an lokalen Partnern ist die FWF im Moment noch nicht aktiv in Myanmar. VAUDE war es aber wichtig, dem Produzenten und dessen Arbeitern dennoch ein „Workplace Education Program“ (WEP) anzubieten. Aus diesem Grund hat sich VAUDE entschlossen, selbst ein WEP Training zu organisieren. Dieses Schulungsprojekt wurde zusammen mit zwei anderen FWF-Mitgliedern realisiert. Bei den Schulungsinhalten haben wir uns am „Workplace Education Program“ (WEP) der FWF orientiert. Zunächst galt es, einen lokalen Partner zu finden.


Nach intensiven Gesprächen mit SMART und einem Vor-Ort-Besuch war klar, dass dies der richtige Partner für die Vorbereitung und Durchführung des Trainings ist. Die Trainer von SMART verfügen über langjährige Erfahrung in den Bereichen CSR und Arbeitsstandards und außerdem über ein fundiertes länderspezifisches Know-how. Zur Vorbereitung des Trainings wurden Gesetze und Vorgaben recherchiert und daraus Schulungsmaterialien entwickelt. Das Wissen der Trainer über lokale Vorschriften und Gesetze war dabei sehr wertvoll. Es wurden zwei Trainings vorbereitet und durchgeführt. Ein Training richtete sich speziell an die Arbeiter, das andere Training war für die Führungskräfte der Produktionsstätte. Beide Trainings umfassten Schulungen zu den Arbeitsstandards sowie Informationen über die geltenden Gesetze in Myanmar.


Auch der Beschwerde-Mechanismus wurde detailliert erklärt. Ausführlicher hier Ein wichtiger Fokus lag dabei auf der Kommunikation zwischen dem Management und den Arbeitern in der Produktionsstätte. Denn eine funktionierende interne Kommunikation ist maßgeblich, um den zentralen Anforderungen des CoLP nachzukommen und die Arbeitsbedingungen langfristig zu verbessern. Das Training wurde im November 2015 durchgeführt. Das Feedback der Führungskräfte sowie der Arbeiter war sehr gut.

Beschwerde-Hotline in Myanmar etabliert

Im Rahmen der Organisation des WEP Trainings hat VAUDE gemeinsam mit zwei anderen FWF-Mitliedern in Myanmar eine Beschwerde-Hotline etabliert, da seitens der FWF dort noch kein Beschwerdemechanismus besteht. VAUDE war es wichtig, dass die Arbeiter des Produzenten in Myanmar die Möglichkeit haben ihre Beschwerde an eine neutrale Stelle zu richten, falls die Probleme auf interner Ebene im Unternehmen nicht gelöst werden können. SMART ist auch hier unser Partner, der als lokaler Beschwerdemanager agiert. Beschwert sich ein Arbeiter, leitet SMART das Anliegen an die FWF weiter, die das Thema mit VAUDE bespricht. Die Beschwerde wird im nächsten Schritt gemäß des FWF Beschwerdemechanismus bearbeitet. 


Die Beschwerde-Hotline ist seit Ende November 2015 aktiv - bis jetzt sind noch keine Beschwerden eingegangen.

Wir teilen unser Know-how mit anderen FWF Mitgliedern

Das gesamte Know-how, das wir in Myanmar aufgebaut haben, sowohl die Schulungsunterlagen als auch die Informationen zur Beschwerdehotline, stellen wir der FWF zur Verfügung. FWF-Mitglieder, die in Myanmar produzieren und Informationen, Kontakte oder Schulungsunterlagen benötigen, können auf unsere Ressourcen zurückgreifen.

Wichtiger Fortschritt – Einführung von Mindestlöhnen

Nach wie vor fehlt in Myanmar ein angemessener Rechtsrahmen bezüglich Arbeitsstandards. Ein großer Fortschritt war die Einführung eines Mindestlohns, der ab September 2015 gültig ist. Für einen 8-Stunden-Tag beträgt der neu eingeführte Mindestlohn 3600 Kyat pro Tag. Da es für Myanmar keine Berechnung des existenzsichernden Lohns der AFW gibt, hat unser VAUDE CSR-Mitarbeiter im November 2015 bei einem Vor-Ort-Besuch die Löhne erfasst und anhand dieser Daten eine Wage Ladder erstellt. Anhand der Wage Ladder wurden die von unserem Produzenten bezahlten Löhne mit den vorhandenen Benchmarks der FWF verglichen. Dabei haben wir festgestellt, dass die Löhne bei unserem Produzenten nicht nur über dem Mindestlohn liegen, sondern auch über den durchschnittlichen Löhnen in der Textilindustrie in Myanmar.

Wage Ladder Myanmar

Die dargestellten Löhne zeigen die regulären Löhne exklusive Überstunden und Prämien und Sonderzahlungen.

GRI:   G4-LA15
Erhebliche tatsächliche und potentielle negative Auswirkungen auf Arbeitspraktiken in der Lieferkette und ergriffene Maßnahmen
GRI:   G4-HR11
Erhebliche tatsächliche und potenzielle negative menschenrechtliche Auswirkungen in der Lieferkette und ergriffene Maßnahmen
Verwandte Artikel
Rechtskräftige Arbeitsverträge und Sozialversicherung für alle
Was wir von unseren Produktionspartnern fordern Weiterlesen
Kontakt
Seite Teilen auf