»Wir möchten als Unternehmen unseren Beitrag leisten und geflüchteten Menschen helfen. Dabei können wir wertvolle Ressourcen und Kompetenzen einbringen. Insbesondere dann, wenn es darum geht, Geflüchtete auf dem Arbeitsmarkt zu integrieren. Wenn wir gemeinsam dazu beitragen, dass Geflüchtete eine Perspektive gewinnen, kann auch die Wirtschaft langfristig enorm davon profitieren.«
Wie engagieren wir uns?
Für unser Engagement wurden wir mit dem LEA Mittelstandspreis für soziale Verantwortung vom Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg ausgezeichnet.
Viele Menschen fliehen vor Krieg und Verfolgung nach Deutschland. In der Integration stehen wir als Land vor großen Herausforderungen. Wir als Unternehmen schauen nicht weg, sondern arbeiten aktiv an der Integration Geflüchteter in den Arbeitsmarkt. Natürlich stellt dies eine große Herausforderung für uns dar; neben bürokratischen Hürden kam und kommt ein erheblicher Mehraufwand in der Absprache mit den Geflüchteten, den Behörden und den ehrenamtlichen Helfern vor Ort auf uns zu.
Wir sind aber davon überzeugt, dass Arbeit die beste Integration bietet und die geflüchteten Menschen auch eine Chance für den deutschen Arbeitsmarkt darstellen. Gerade in den gewerblichen Bereichen haben wir starken Bedarf an Fachkräften und Probleme, Vakanzen zu besetzen. Über unsere Projekte mit den Geflüchteten aus der Region lernten wir viele potentielle, teilweise bereits ausgebildete und motivierte Arbeitskräfte kennen. Wir erkannten eine klassische Win-Win-Situation.
VAUDE möchte Geflüchteten eine berufliche Perspektive bieten. Hierfür geben wir offene Stellen an die regionalen Hilfskreise und die Agentur für Arbeit weiter. Die Mitarbeiter der Personalabteilung haben sich aufwändig in diesen komplexen Bereich der Anstellung Geflüchteter eingearbeitet. So konnten sieben Festanstellungen, eine Einstiegsqualifikation und weitere Praktika vergeben werden. Weitere Stellenvergaben werden von der Personalabteilung geprüft und mit der Agentur für Arbeit abgesprochen.
»Gemeinsam sind wir stark – diese Worte beschreiben unser Engagement für Geflüchtete. Uns gelingt Integration, weil wir von allen Seiten Unterstützung erhalten und alle toll zusammenarbeiten, ob Kollegen und Kolleginnen aus anderen Abteilungen wie Personalbuchhaltung und Manufaktur oder externe Partner wie die Arbeitsagentur.«
Wir sind uns der Herausforderung bezüglich sprachlicher und kultureller Hürden bewusst. Für eine funktionierende Vertrauenskultur und Kommunikation ist die deutsche Sprache Grundvoraussetzung. Deshalb haben wir ab März 2017 einen kostenlosen Deutschkurs für VAUDE Mitarbeiter eingeführt.
Um die Geflüchteten in unsere kulturellen Gegebenheiten zu integrieren, werden Regeln für den Arbeitsalltag und Umgangsformen von Kollegen anhand eines Leitfadens, welcher die wichtigsten Punkte enthält, vermittelt. Dazu zählen zum Beispiel Themen wie Krankmeldung, Urlaubsanspruch und Arbeitszeiten.
Für 2017 haben wir uns zum Ziel gesetzt, das Thema Vielfalt bei VAUDE näher zu beleuchten und zu thematisieren.
Viele Mitarbeiter sind bei diesem Thema mit Herzblut dabei und engagieren sich sowohl privat in ihrer Freizeit als auch im Unternehmen.
Die Bereitschaft der Mitarbeiter ist eine wichtige Grundvoraussetzung für eine gelingende Integration. Die Kolleginnen und Kollegen leisten einen sehr wertvollen Beitrag beim Einarbeiten und Ankommen im Arbeitsalltag. Dazu gehört beispielsweise die Offenheit, Defizite in Deutschkenntnissen bei Kollegen zu akzeptieren und gemeinsam an der Verbesserung der Sprache zu arbeiten.
Auf Initiative der Mitarbeiter haben wir unser betriebliches Gesundheitsmanagement mit vielen Sportkursen für Geflüchtete geöffnet. Dieser „sportliche“ Kontakt verbindet das Leitbild von VAUDE super mit der Integration, denn oftmals sind die Barrieren beim Sport einfacher zu durchbrechen und der Anschluss fällt um einiges leichter.
»Ich unterstütze meine neuen Kollegen total gerne beim Ankommen im Arbeitsalltag. Es freut mich zu sehen, wie gut sich die neuen Kollegen ins Team integrieren und wie motiviert und loyal sie sind. Wir stehen aber auch immer wieder vor neuen, unbekannten Herausforderungen wie zum Beispiel die Vorbereitung auf Anhörung im Asylverfahren oder den Umgang mit einem Ablehnungsbescheid. Auch dabei versuche ich zu unterstützen.«
Im September 2016 haben wir für Geflüchtete einen Tag der offenen Tür organisiert. Der Tag wurde mit großem Interesse von den Neuankömmlingen angenommen. Auf dem Programm stand sowohl eine Betriebsführung als auch eine detailliertere Vorstellung der einzelnen Abteilungen wie z. B. der Lagerlogistik, des Produktservice, des Vertriebs und des Marketings. Hierbei war es uns wichtig, den Geflüchteten eine Vorstellung von den deutschen Arbeitsverhältnissen zu vermitteln und ihnen realistische Einsatzmöglichkeiten aufzeigen zu können.
Bestandteil der Veranstaltung war zudem ein Bewerbungstraining: Hier bekamen die Geflüchteten anhand eines kurzen Theaterstücks einen ersten Eindruck in die Bewerbungsabläufe in einem deutschen Unternehmen. Bei dieser Gelegenheit haben bereits einige ihre Bewerbungsunterlagen mitgebracht und konnten sich hierfür weitere Tipps und Verbesserungsvorschläge einholen.
Um möglichen Sprachbarrieren vorzubeugen und den Geflüchteten diesen Tag zu erleichtern, hat VAUDE für diese Veranstaltung zwei Dolmetscher eingeladen, die sowohl auf Farsi als auch auf Arabisch übersetzt haben. Dazu wurde eine Kinderbetreuung bereitgestellt.
Im Sommer 2016 haben wir gemeinsam mit Geflüchteten am Firmenstandort in Obereisenbach im Rahmen von Nähworkshops nachhaltige Taschen aus Stanzresten hergestellt. In wenigen Monaten entstand zusammen mit dem Asylnetzwerk Tettnang ein Pilotprojekt, in dem geflüchtete Menschen Workshops bei uns vor Ort besuchten.
Auf diese Weise konnten wir Geflüchteten eine sinnvolle Beschäftigungsmöglichkeit bieten, bei der sie gleichzeitig erste Erfahrungen im deutschen Arbeitsalltag sammeln konnten. Die produzierten Taschen wurden bei einer Verkaufsaktion in Ravensburg angeboten. Der Erlös fließt als Spende für ein gemeinsames Projekt an das Asylnetzwerk Tettnang zurück. Zwei Teilnehmer der Workshops wurden inzwischen von VAUDE in der Manufaktur als Mitarbeiter übernommen.
Gleichzeitig zeigte sich, dass die Taschen bei den Konsumenten gut ankommen. Deshalb planen wir nun, die Taschen langfristig durch die Schaffung neuer Stellen für Geflüchtete zu produzieren.
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Unser Engagement für geflüchtete Menschen bringt eine neue Herausforderung für uns als Unternehmen mit sich. Alle von uns eingestellten Geflüchteten befinden sich noch im Asylverfahren. Zwei Mitarbeiter haben einen Ablehnungsbescheid vom BAMF erhalten.
Die Ablehnungsbescheide lösen große Unsicherheit bei uns im Unternehmen insbesondere in der Manufaktur aus. Sowohl bei den beschäftigten geflüchteten Mitarbeitern als auch bei befreundeten Kollegen. Wir verspüren massive Unruhe, die sich negativ auf das Betriebsklima und die Leistungen auswirkt. Die Ablehnungsbescheide beunruhigen diese Kollegen und uns als Arbeitgeber sehr, da wir die Mitarbeiter weiterhin benötigen. Jeder Mitarbeiter, der uns fehlt, macht sich in der Produktion direkt durch sinkende Stückzahlen bemerkbar.
Die Grundlage für unser Engagement beruhte auf der Annahme, dass Behörden und Politik Rahmenbedingungen schaffen, um Unternehmen dabei zu unterstützen, eine Willkommenskultur und aktive Integration in den Arbeitsmarkt umzusetzen.
Deshalb sprechen wir uns dringend für ein Bleiberecht und Rechtssicherheit von Geflüchteten aus, die bereits erfolgreich in den Arbeitsmarkt integriert wurden. Als Arbeitgeber benötigen wir eine transparente und unbürokratische Rechtssicherheit bei der Einstellung Geflüchteter.
Bei uns fallen immer wieder „spendenfähige“ Produkte an. Zum Beispiel in unserem Reparaturservice Produkte, die nicht repariert werden, aber im Wesentlichen noch „funktionieren“ (z. B. wenn ein Reißverschluss einer Innentasche nicht ersetzt werden kann, die Jacke aber sonst noch gut erhalten ist). Grundsätzlich spenden wir diese Produkte an FairWertung, einer gemeinnützigen Organisation, die Standards für eine faire Sammlung und Vermarktung von Gebrauchtkleidung entwickelt hat – mehr dazu „Second Use“.
In den letzten beiden Jahren haben uns aber auch Anfragen von Hilfsorganisationen und Projekten für Geflüchtete erreicht. Wir prüfen diese und unterstützen sie im Rahmen unserer Möglichkeiten mit Produktspenden.
Zwei Beispiele:
Dem DAV-Projekt Alpen.Leben.Menschen (A.L.M.) Outdoorausrüstung für ihre Aktionen gespendet. Ziel des Projekts ist es, mit geflüchteten Menschen viel Zeit in den Bergen zu verbringen und dadurch einen Beitrag zur Integration zu leisten.
Auch wir VAUDE Mitarbeiter sind aktiv geworden und haben unsere Kleiderschränke und Spielekisten durchforstet und für die Kleiderkammer in Tettnang gespendet. Dort gab es einen Engpass, dadurch dass eine große Gruppe Geflüchteter mit vielen Familien gleichzeitig in Tettnang untergebracht worden ist.
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