Vereinigungsfreiheit – eine große Herausforderung

In allen „High Risk Countries“ besteht die Gefahr, dass das Recht auf Vereinigungsfreiheit oder Kollektivverhandlungen verletzt wird. Den Arbeitern ist meist nicht klar, welche Rechte sie haben. Oft werden ihre Vertreter nicht rechtmäßig gewählt, sondern vom Management bestimmt. Dies haben wir teilweise auch bei den Audits festgestellt. Mit dem „Workplace Education Program“ (WEP) der Fair Wear Foundation steuern wir dagegen an.

In China ist die Vereinigungsfreiheit deutlich eingeschränkt. So müssen alle Arbeitnehmerverbände Mitglied der ACTU (All China Federation of Trade Union) werden, die weitgehend von der Regierung und den Arbeitgebern beeinflusst ist.

In allen von der „Fair Wear Foundation“ (FWF) auditierten Produktionsbetrieben in China und Vietnam gab es Beanstandungen in Bezug auf die Vereinigungsfreiheit oder Kollektivverhandlungen. In der Regel betreibt das Management freiwillig keine Aufklärung, aus Angst, dass die Arbeiter zu "mächtig" werden oder streiken könnten. Daher bestimmen sie auch die Arbeitnehmervertreter oft selbst. Hinzu kommt, dass das Management häufig selbst nicht über die Rechte der Arbeiter in diesem Bereich informiert ist.

Im jährlichen Lieferantengespräch wie auch nach jedem Audit wird mit dem Top-Management über das Thema Vereinigungsfreiheit gesprochen. Bei sechs Produzenten in China wurde 2014 ein „Workplace Education Program“ (WEP) durchgeführt. Dabei werden alle Management-Ebenen (Top-Management, mittleres Management und die Arbeiter) über die Rechte, Pflichten und Verantwortung eines jeden einzelnen Mitarbeiters, unabhängig von seiner Hierarchiestufe, aufgeklärt.

Nach dem „Workplace Education Program“ begleiten wir diese Betriebe weiter und unterstützen sie soweit wie möglich. Diese Unterstützung wurde von allen Seiten gut aufgenommen. Um tatsächlich etwas konkret zu verbessern, bedarf es jedoch noch eines langen Prozesses.

Die Fair Wear Foundation hat 2014 auch in Vietnam erstmals Trainings über das Workplace Education Program angeboten. Dabei wurden zwei der auditierten Betriebe in einem Pilotprojekt von der Fair Wear Foundation geschult. Da sich diese Produktionsstätten in ländlichen Gebieten befinden und der Wissensstand dort dementsprechend gering ist, legen wir Wert darauf, als erste Firma an diesem Projekt beteiligt zu sein. Die Resonanz war sehr gut und daher werden 2015 auch alle anderen auditierten Betriebe an diesem Training teilnehmen.